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petition der wocheLernen, wo Ruhe herrscht,und zwar rund um die Uhr

Anlass der Petition 24/7-Betrieb der Zentral­bibliothek in Würzburg

Das wollen die Initiatoren Dass ihre Bib auch nachts und an Feiertagen geöffnet ist

Das wollen sie wirklich Freie Zeiteinteilung beim Lernen

Um vier Uhr morgens lernen, nachts um elf, an Sonntagen, Weihnachten, Ostern, Silvester – Studierende in Würzburg können das tun, zu Hause. Eine Bibliothek steht ihnen dazu nicht zur Verfügung.

Um das zu ändern, hat der Medizinstudent Alexander Schumacher eine Petition aufgesetzt. Sie trägt den Titel „Erweiterung der Öffnungszeiten der Zentralbibliothek Würzburg (24/7)“ und steht seit knapp zwei Wochen auf der Plattform openPetition. Bis Donnerstag haben etwa 670 Menschen unterschrieben.

Schumacher ist so gut wie jeden Tag in der Bibliothek, oft fünf oder sechs Stunden am Stück. Manchmal säße er dort gerne bis um zwei oder drei Uhr morgens mit seinen Kommiliton*innen in einem Gruppenarbeitsraum. Doch die Bibliothek schließt um Mitternacht. An gesetzlichen Feiertagen öffnet sie erst gar nicht.

Schumacher kommt aus Freiburg. Dort steht eine der fünf deutschen Unibibliotheken, die das ganze Jahr und rund um die Uhr geöffnet sind. So eine Bibliothek wünscht er sich auch für Würzburg.

Der Leiter der Bibliothek, Hans-Günter Schmidt, ist offen für das Vorhaben. Doch für die Umsetzung braucht es Geld, etwa eine halbe Million Euro. Sämtliche Leihbücher müssten mit der sogenannten RFID-Technologie ausgestattet werden, die das selbstständige Ausleihen und Abgeben der Bücher ermöglicht. Es müsse zusätzliches Sicherheitspersonal eingeplant werden, um Vandalismus und Übernachtungsgästen vorzubeugen.

Die erweiterten Öffnungszeiten wurden im April von der Kommission für die Angelegenheiten der Universitätsbibliothek diskutiert, in der verschiedene Hochschulbeteiligte wie Studierende, Mitarbeiter*innen und Senatsmitglieder vertreten sind. Die Mehrheit stimmte gegen das Vorhaben. Viele waren der Meinung, die Kosten stünden nicht im Verhältnis zum Nutzen.

Nach der Niederlage in der Kommission war das Thema 24/7-Bibliothek eigentlich vom Tisch. Doch Alexander Schumacher will mit seiner Petition nun die Kommission und den Unipräsidenten von seinem Anliegen überzeugen.

„Wenn er jetzt mit fünftausend Unterschriften ankommt, dann heißt das, dass unsere Hauptnutzerschaft erweiterte Öffnungszeiten will und dann muss man sich auch noch einmal ernsthaft unipolitisch damit auseinandersetzen“, sagt Bibliotheksleiter Schmidt.

Doch warum wollen die Studierenden unbedingt nachts in die Bibliothek, statt mit digitalen Medien zu Hause zu lernen?

Was sie offenbar mögen, sei die Aufenthaltsqualität, sagt Schmidt. Die Bibliothek sei ein sozialer Raum geworden, mit Bereichen für Gruppenarbeiten und Austausch mit anderen Studierenden. „Und man schätzt einfach diese alten, archaischen Dinge. Dass hier Ruhe herrscht. Dass man nicht mit Werbung beschossen wird. Dass man seriöse Auskunft bekommt.“

Schmidt glaubt an eine Renaissance der Bib­liotheken. In den 1990er Jahren sagten viele Expert*innen noch deren Ende voraus, da sie durch die Digitalisierung nicht mehr gebraucht werde. Genau das Gegenteil sei eingetreten. Zwei Drittel des Budgets für Anschaffungen fließe inzwischen in digitale Medien, und diese würden von vielen Studierenden am liebsten in der ­Bibliothek genutzt. Johanna Kleibl

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