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wortwechselWider Populismus und Egoismus

Dumpfer Nationalismus oder Internationalismus – wofür steht die Linke? Warum Messi nicht in Jerusalem spielt. Vorbild Gilberto Bosques. Maria an der deutschen Grenze

Was ist Europa? Und wem gehört es? Foto: Stefan Boness/Ipon

Mit oder ohne DiEM25?

„Die Kraft der Utopie“, taz vom 30. 5. 18

Anja Krüger behauptet in ihrem Kommentar zur geplanten Beteiligung der europafreundlichen Bewegung DiEM25 an der Europawahl, dass die Linkspartei dadurch unter Druck gesetzt werde, weil diese einen „starken europafeindlichen Flügel hat“. Da frage ich mich, woher sie diese Einschätzung hat, denn ich kann beim besten Willen weit und breit keine Anzeichen erkennen, die diese Meinung stützen. Ganz abgesehen davon, dass eine sich als links verstehende Partei von ihrem Selbstverständnis her gar nicht anders kann, als internationalistisch orientiert zu sein, denn ansonsten ist sie nicht links.

Möglicherweise ist Anja Krügers Fehleinschätzung darauf zurückzuführen, dass es vor allem in der Brexit-Zeit eine intensive Diskussion innerhalb der Linken darüber gegeben hat, wie überhaupt eine alternative Politik in der bestehenden EU durchgesetzt werden kann. Angesichts der neoliberalen Zielsetzungen sowohl des Maastricht- als auch des Lissabonvertrags ist die unsoziale und undemokratische Politik der EU vorgegeben und aufgrund des geltenden Einstimmigkeitsprinzips praktisch nicht veränderbar. Von dieser Position aus gab und gibt es Meinungen in der Partei, dass eine konsequent linke Politik nur auf der Ebene der Nationalstaaten wieder organisiert werden kann. Die Gegenposition dazu argumentiert, dass es ohne eine Auflösung der EU die Möglichkeit zu einem Neustart geben muss. Beiden Positionen aber geht es im Kern um die Überwindung der gegenwärtigen tiefen Krise in Europa hin zur Wiederherstellung demokratischer und sozialer Verhältnisse in der gesamten EU. Das hat absolut nichts zu tun mit dem dumpfen Nationalismus, der auf der rechten Seite des Parteienspektrums geschürt wird.

Aus dieser Diskussion zu schließen, dass Teile der Linken europafeindlich sind, ist absurd. Europafeindlich sind die Verträge und die konkrete Politik der EU, wie man gerade aktuell wieder am Beispiel Italien bewundern kann.

Ob mit oder ohne DiEM25, ist zurzeit schwer zu entscheiden. Es wäre hilfreich, wenn auch die taz wieder zu linken Positionen zurückfände. Ernst-W. Belter, Waltrop

Bitte Faktencheck

„Die Kraft der Utopie“, taz vom 30. 5. 18

Anja Krüger bejubelt die geplante linkspopulistische EU-Bewegung. Hoffentlich liegt sie mit ihrer positiven Prognose nicht genauso falsch wie beim Faktencheck. Griechenland, das am meisten unter dem von den reichen EU-Staaten diktierten Kürzungswahn gelitten hat? Das Land litt und leidet bis heute viel mehr unter Steuerhinterziehung und Vetternwirtschaft! Unter Druck seien nun Linkspartei und SPD, die beide starke europafeindliche Flügel hätten? So einen starken Flügel mag die Linkspartei haben, doch habe ich bei der SPD noch nie davon gehört. Jürgen Lange, Havelland

Sehr gut, sehr fundiert

„Unter Linken“, taz vom 2./3. 6. 18

Den Artikel von Martin Reeh, der die Hintergründe des Richtungsstreits in der Linkspartei verständlich aufgezeichnet hat, fand ich sehr gut, sehr fundiert! Vielen Dank! Wieder mal ein guter Grund, die taz zu lesen! Regine Rühling, Friedland

Dann fangen Sie mal an

„Wir müssen unsere Hausordnung ­kommunizieren“, taz vom 2./3. 6. 18

Frau Klöckner, Sie sagen: „Wir können keinen akzeptieren, der Frauen drangsaliert.“ Einverstanden! Dann fangen Sie doch endlich mal an – allerdings ohne Rücksicht auf Nationalität, Geldbeutel oder gesellschaftliche Stellung der Drangsalierer. Sie werden sich wundern, was da zusammenkommt, wenn man nicht auf dem einem Auge blind ist!

Nina Gropper, Mannheim

40.000 Leute gerettet

„Für Ulrike B.“, taz vom 25. 5. 18

Erst spät habe ich den Artikel gelesen (die taz ist auch noch nach Tagen interessant!) auf dem Weg von der VHS Kreuzberg. Diese Volkshochschule heißt seit nicht allzu langer Zeit Gilberto-Bosques-Volkshochschule.

Gilberto Bosques hat als mexikanischer Generalkonsul in Paris und Marseille während der Nazidiktatur über 40.000 Menschen (Juden, Antifaschisten …) Visa ausgestellt und sie damit vor ihrer Ermordung und Verfolgung gerettet. Darunter Anna Seghers, die ihm mit ihrem Roman „Transit“ ein Denkmal setzte. Ein Jahr saß Gilberto Bosques in Gestapohaft, bevor er nach Mexiko ausreisen konnte.

Was für ein politisches und Medientheater um vielleicht 1.600 (oder, wie schrecklich, noch mehr!?) „illegal“ anerkannte Flüchtlinge. Was für eine erbärmliche, menschenverachtende Veranstaltung vieler Parteien und Medien, die wieder ihre Theorien von der Gefährdung des deutschen Volkes bestätigt sehen und ihre widerliche Propaganda gegen „Fremde“ entfachen und befeuern.

Christian von Hoffen, Berlin

Kein Foto mit Messi

„Missbrauchter Messi“, taz vom 7. 6. 18

Es ist bestenfalls naiv, so zu tun, als ob die Verlagerung des Spiels von Haifa nach Jerusalem nicht deswegen geplant war, um politisches Kapital daraus zu schlagen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es im Westen der Stadt ausgetragen werden sollte.

Selbst das staatliche Kontrollkomitee der Knesset untersucht die Vorwürfe, dass das Kultur- und Sportministerium den Organisatoren 730.000 Dollar Kompensation für die Verlagerung angeboten habe. Der Ministerin für Kultur und Sport, Miri Regev, sollte die Gelegenheit gesichert werden, eine „aktive Rolle“ zu spielen, sich zusammen mit Lionel Messi fotografieren zu lassen und eine Pressekonferenz abzuhalten (Times of Israel, 4. Juni).

Insofern sollte Messi für propagandistische Zwecke missbraucht werden, was er offensichtlich abgelehnt hat. Auch die ­Madres de Plaza de Mayo sowie verschiedene argentinische Gewerkschaften schlossen sich dem Aufruf an, nicht mitzuspielen. Manuela Kunkel, Stuttgart

Es war Jim Morrison

„Elvis lebt!“, taz vom 1. 6. 18

Ihr irrt euch. Nicht den Tod von Elvis hat die CIA vorgetäuscht. Das war Jim Morrison von den Doors. Der wurde in ein geheimes Kraft-durch-Freude-Programm der CIA verschleppt. Da war er letztendlich dafür verantwortlich, dass es heute den Trump-Clan gibt. Leider.

Rolf Jäger, Krefeld

Bio zum Dumpingpreis

„Glück in Tüten“, taz vom 4. 6. 18

Wo bleibt der Aspekt der Erzeuger*innen? Sie erwecken mit dem Artikel den Eindruck, dass es jetzt endlich Bioprodukte zu Dumpingpreisen gibt. Ich hab den Anspruch, mit meinem Kaufverhalten auch die Biogärtner*innen und Produzent*innen zu stärken und für ihre wichtige Arbeit anständig und gerecht zu entlohnen. Sie erhalten unsere schönen, wichtigen Kulturlandschaften, wirtschaften nachhaltig und tragen dazu bei, dass unsere Lebensmittel noch Mittel zum Leben sind. Das muss zu einem fairen Preis geschehen!

Schade, dass sich die taz für die Discounter vor den Karren spannen ließ! Wie soll sich da langfristig das Kaufverhalten ändern, dass Lebensmittel auch wieder etwas wert sein müssen!? So war es ein „­Weiter so“ mit der „Geiz ist geil“-Mentalität! Ines Happle-Lung, Reichenau

Biotop für Vögel

„Meisen im Garten“, taz vom 2./3. 6. 18

Wir können die Erfahrungen des Lesers Donath nur bestätigen. Renommierte Ornithologen wie Peter Berthold, ehemals Max-Planck-Institut, empfehlen ausdrücklich die Ganzjahresfütterung von Vögeln, weil zum Beispiel 500 Quadratmeter Garten nur wenige Singvögel ernähren können. Man sollte auch Wasserschalen aufstellen, naturgerechte Gartengestaltung sowie weitere Maßnahmen umsetzen, um so ein optimales Biotop für Vögel zu schaffen, deren Population massiv zurückgeht. Christian Conrad, Riedheim

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