das portrait
: Joaquim Torra i Pla ist neuer Präsident der katalanischen Regierung

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Katalonien bekommt einen neuen President de la Generalitat. Joaquim Torra i Pla wurde am Montag im zweiten Wahlgang mit einfacher Mehrheit der Befürworter der Unabhängigkeit Kataloniens zum 131. Regierungschef der katalanischen Regierung gewählt. Der von Madrid abgesetzte Carles Puigdemont hatte ihn von Berlin aus vorgeschlagen. Puigdemont konnte nicht kandidieren, da er auf ein Urteil in seinem Auslieferungsverfahren wartet. Der 55-jährige Anwalt Torra gilt als unerbittlicher Verfechter der Unabhängigkeit seiner Heimat.

In der Politik selbst ist Torra dennoch ein Neuling. Erstmals kandidierte er bei den Parlamentswahlen am vergangenen 21. Dezember auf der Liste des separatistischen Wahlbündnisses Junts per Catalunya (Gemeinsam für Katalonien) in der Provinz von Barcelona. Die 135 Kandidaten waren von Puigdemont höchstpersönlich ausgesucht worden. „Liste eines Landes“ nannte er dies, „Liste des Präsidenten“, hieß sie schnell in der Bevölkerung.

Ein Unbekannter ist Torra – zumindest in Katalonien – dennoch nicht. Er war mehrere Jahre Vizepräsident und Präsident von Òmnium Cultural, neben der Katalanischen Nationalversammlung (ANC), der Torra ebenfalls angehört, die wichtigste Organisationen für die Unabhängigkeit. Außerdem war er auch Direktor des Kulturzentrums BORN in Barcelona, das sich mit der Stadthistorie und Kulturgeschichte der Region beschäftigt. Seinen Sitz hat das Kulturzentrum in einem Gebäude, das über Wohnhausruinen aus dem Jahr 1714, als Barcelona im Erbfolgekrieg fiel und seine Unabhängigkeit verlor, errichtet wurde. Als Anwalt verklagte Torra das spanische Verfassungsgericht in Straßburg, als dieses das katalanische Autonomiestatut einschränkte. Die Klage wurde zurückgewiesen.

Torra, der sein Privatleben stark schützt, arbeitete 20 Jahre lang als Anwalt in der Privatwirtschaft, darunter in der Schweiz bei der Versicherung Winterthur. Doch seine eigentliche Leidenschaft gilt der Literatur. Er unterhält einen Verlag in Katalonien. A Contra Vent (Gegen den Wind) veröffentlicht hauptsächlich Bücher über die katalanische Literatur und den katalanischen Journalismus in der spanischen Republik der 1930er Jahre und im Exil zu Zeiten der Franco-Diktatur. Torra selbst hat sieben Bücher zu diesen Themen veröffentlicht.

Unter @QuimTorraiPla ist der künftige Regierungschef auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zu finden. Nachrichten, die er dort absetzte, sorgten immer wieder für Polemik. „Spaß bei Seite. Meine Herren, wenn wir noch ein paar Jahre hier bleiben, laufen wir Gefahr, so verrückt zu enden wie die Spanier“ und „Die Spanier können nur plündern“, twitterte er zum Beispiel. Bei seiner Antrittsrede im Parlament entschuldigte er sich dafür.

Torra ist für Puigdemont nur eine Übergangslösung. Er wird in Barcelona in enger Abstimmung mit seinem Vorgänger regieren. Puigdemont, der für seine Anhänger weiterhin der „rechtmäßige Präsident“ bleibt, wird die Linie der Regierung Torra vorgeben.

Reiner Wandler, Madrid