Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Ich halte jedes Leben für hinreichend interessant, um anderen mitgeteilt zu werde“, schrieb die Schriftstellerin Maxi Wander 1977 im Vorwort ihres einmal sehr berühmten Buchs „Guten Morgen, du Schöne“, einer Sammlung von zu Monologen verdichteten Gesprächen mit ganz normalen Frauen in der DDR. Diese Frauen sprachen über Wünsche und Träume, über ihren Alltag und das Leben, das sie führten. Und vor allem sprachen sie darüber, was es heißt, eine Frau zu sein. Jetzt, über vierzig Jahre später, wo wir manchmal das Gefühl haben: Es ist nichts vorangekommen seitdem, eher umgekehrt, hat sich die Regisseurin Amina Gusner den Stoff neu angeschaut, neue Gespräche und literarische Zeugnisse von Schriftstellerinnen wie Virginia Woolf, Sibylle Berg, Sylvia Plath und Laurie Penny hinzugefügt. „Gefalle, du Schöne!“, unter diesem erdrückenden Imperativ sieht Gusner heute das Leben von Frauen stehen. Und so hat sie auch ihren Theaterabend überschrieben, der im „Theater unterm Dach“ herauskommt (Theater unterm Dach: „Gefalle, du Schöne!“, 4., 5., 6. & 7. 5., jeweils 20 Uhr).
Vier Fernseh- und Theaterfrauen haben sich zusammengetan, um frei und ohne öffentliche Finanzierung Jean Genets berühmtes Stück „Die Zofen“ als eine Art Guerilla-Theater aufzuführen, darunter die renommierte Schauspielerin Simone Rethel und die Regisseurin Ute Willing. Gespielt wird das existenzialistische Schauerdrama über Macht und Unterwerfung, Revolte und Mord im abbruchreifen Ku’damm-Karree, das diesen Sommer nicht mehr überleben wird (Achtung: nicht in den Ku’damm-Theatern!) Premiere ist am 3. Mai. (Ku’damm 207: „Die Zofen“, 3. – 27. 5., jeweils 20 Uhr. Karten & Infos: www.simone-rethel.de/zofen).
Und sonst? Im Ballhaus Ost wird in das schwarze Loch geblickt, das die Medien täglich vor uns aufreißen. Wenn wir hineinschauen, finden wir meist eine Talkshow darin, dröhnen uns Phrasen entgegen. „Die Macht dieses Lochs“ heißt der neue Theaterabend einer jungen Performancegruppe mit dem schönen Namen Hysterisches Globusgefühl, das sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen will (Ballhaus Ost: „Die Macht dieses Lochs“, 3., 4. & 5. Mai, jeweils 20 Uhr).
Im Hau gibt es ein Spektakel des britischen Künstlers Phil Collins, das davon handelt, wie er im letzten Jahr, dem 100. Jubiläumsjahr der Russischen Revolution, eine ausrangierte Statue von Friedrich Engels, dem Kommunismusmiterfinder aus Wuppertal, aus der Ukraine nach Manchester brachte – in die Geburtsstadt des Manchesterkapitalismus also. (HAU 1: „Ceremony: The Return Of Friedrich Engels“, 5. Mai, 20 Uhr).
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