: Der Verein, der jeden nimmt
Die Cyclones Rotenburg werben damit, dass bei ihnen jeder eine Chance bekommt – allerdings im American Football. Und dazu braucht es bei deutschen Jugendlichen oft ein wenig Überzeugungsarbeit
Von Dennis Ebbecke
„Ob Du als Erster oder Letzter im Schulsport gewählt wirst, spielt bei uns keine Rolle! JEDER findet seinen Platz bei den Cyclones!“, heißt es in einem Aufruf auf der Homepage des Rotenburger American-Football-Teams.
Gegenentwurf zum Fußball
Was wie ein verzweifelter Versuch klingt, Jugendliche aus der Region an Land zu ziehen, ist in Wirklichkeit ein wundervolles Versprechen. Es handelt sich praktisch um einen Gegenentwurf zum schnelllebigen Fußballgeschäft, in dem es häufig selbst im Nachwuchsbereich nur um Sieg oder Niederlage geht und unter 18-Jährige bereits mit lukrativen Verträgen ausgestattet werden.
Bei den Cyclones zählt nur der Teamgedanke. „Für uns geht es in erster Linie nicht um den sportlichen Erfolg, sondern vielmehr darum, junge Menschen auszubilden“, sagt Volkhard Schwinge, Headcoach der A-Jugend. Wenn die Jugendlichen zum Training kämen und persönliche Erfolge im und mit dem Team sammelten – unabhängig von Sieg oder Niederlage –, dann sei eine Menge erreicht. „Wir sind davon überzeugt, dass ihnen dieses Team-Gefühl dabei hilft, sich auch im alltäglichen Leben zurechtzufinden.“
Ein Ansatz, der nur funktionieren kann, wenn sich American Football auch hierzulande für die Jugend attraktiv genug ist. Noch es ist schwierig, Jugendliche zu gewinnen, obwohl der Super Bowl zu den medialen Großereignissen des gesamten Sportjahres gehört und die Begeisterung längst auch Deutschland erreicht hat. Doch dieser Hype lässt sich auf die meisten Football-Vereine nicht übertragen. Deshalb haben sich die Rotenburger mit Vereinen in Zeven und Vechta zum Verbund „Northern United“ zusammengeschlossen, um die Kapazitäten zu bündeln.
„Das Problem ist, dass nach dem Super Bowl viele Interessierte kommen, von denen letztlich aber leider nicht so viele bleiben, wie wir es uns wünschen würden“, sagt Schwinge. Er geht davon aus, dass jeder Vierte, der diese Sportart ausprobiert hat, auch am Ball bleibt.
„Eine Kontaktsportart“
„American Football ist und bleibt eine Kontaktsportart – genau hier liegt die Herausforderung“, so der Coach. Oft verfliege die anfängliche Begeisterung, sobald es auf dem Platz zum ersten Körperkontakt gekommen sei. „Der typische Fußballspieler kennt das so nicht.“ Die Trainer der Cyclones haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Jugendlichen diesen Sport schmackhaft zu machen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen