Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um:
Die sogenannte „Netzwerkshow“ definierte der Berliner Künstler und Gestalter Andreas Koch einmal treffend als Sonderfall der Gruppenausstellung: Von jenem Format unterscheide sich die „Netzwerkshow“ vor allem durch die Abwesenheit eines kuratorischen Konzepts – welche, so möchte man ergänzen, fast immer von der Anwesenheit sehr vieler Menschen überzeichnet wird. Im Fall von Ngorongoro II (benannt nach dem berühmten Vulkankrater-Naturschutzgebiet im Norden von Tansania) auf dem Atelier- und Galeriehof in Weißensee dürfte es sich wohl um eine Extremvariante dieses Ausstellungsformats handeln: auf 6.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird vier Tage lang die Kunst von 150 Künstler*innen gezeigt und gefeiert, unter anderem etwa von Klara Lidén, Etel Adnan, Andy Hope 1930, Julian Röder, Thomas Rentmeister, Konrad Mühe, Oskar Schmidt oder Isa Melsheimer (Eröffnung: 26. 4. ab 10 Uhr; 10–24 Uhr bis 29. 4., Lehderstr. 34).
Sehr viel konkreter scheint der Inhalt der thematischen Gruppenausstellung „Hello World. Revision einer Sammlung“ im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart zu sein, welche als „kritische Untersuchung der Sammlung der Nationalgalerie und ihrer vorwiegend westlichen Ausrichtung“ angekündigt wird und an deren Konzeption wiederum ein reichliches Dutzend Kurator*innen beteiligt waren (Eröffnung: 27. 4., 20 Uhr, Invalidenstr. 50–51).
Die Bilder des Berliner Malers Paul Sochacki umweht eine trügerische Leichtigkeit. Denn in den luftigen, oft ins Reich des Zeichnerischen tendierenden Gemälden werden meist schwerwiegende politische und gesellschaftliche Fragen verhandelt. In der Galerie Exile zeigt der Maler unter dem Titel „Self-reflection“ neue Werke, zusammen mit historischen Protestplakaten. Während der Vernissage wird auch die erste Ausgabe der neuen, künftig alle zwei Monate erscheinenden Straßenzeitung „Arts of the Working Class“ präsentiert, die einen widersprüchlichen Klassenbegriff verfolgt und welche Sochacki gemeinsam der Kuratorin, Kritikerin und Exile-Direktorin Maria Inés Plaza Lazo entwickelt hat (Eröffnung: 27. 4., 19–21 Uhr, Kurfürstenstr. 19).
Wer das Gallery Weekend eher distanziert beginnen möchte, der könnte heute Abend zumindest den Besuch der Eröffnung des neuen Projektraumes KanyaKage in Kreuzberg in Erwägung ziehen. Mitinitiator Jan Kage verspricht leere weiße Wände, nur ein Lichtkunstwerk wird gezeigt – vom Berliner Künstler Tobias Dostal in Acrylglas gekratzt (Eröffnung 26. 4., 17–22 Uhr, Eisenbahnstr. 10).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen