Mit Fakten gegen die Bremser

Die Böll-Stiftung und Öko-Betriebe liefern mit ihrem „Energieatlas“ Argumente für die Energiewende

Die Europäer merken, dass sie schneller aus Kohle, Öl und Gas aussteigen müssen

Von Bernhard Pötter

Diese Zahlen, Daten und Grafiken sollen die europäische Energiewende voranbringen: 2050 könnte sich die EU zu hundert Prozent aus grüner Energie versorgen. Das würde pro Jahr etwa 3,2 Billionen Euro an Investitionen kosten – allerdings käme ein „Weiter so“-Szenario mit einer Energieversorgung aus Atom, Gas und Kohle auch auf etwa 2,8 Billionen Kosten.

Fazit: Eine nachhaltige Energieversorgung „muss europäisch sein, sie ist machbar und bezahlbar“, sagt Ellen Überschär vom Vorstand der Grünen-nahen Heinrich Böll Stiftung. Sie präsentierte am Dienstag in Berlin den „Energieatlas“, der auf 50 Seiten die Lage und die Zukunftsaussichten der Öko-Energien in der EU zusammenfasst. Beteiligt sind auch die europäischen Vereinigung für erneuerbare Energie (Eref), der Green European Foundation und Le Monde diplomatique. In der Vergangenheit hat sich die Böll-Stiftung mit „Atlanten“ den Themen Fleisch, Meere, Kohle, Böden oder Konzerne angenommen. Jetzt folgen die Argumente für einen schnellen Umbau der Energiesysteme. Das Thema ist hochaktuell. Gerade entscheidet die EU über das „Winterpaket“, das saubere und bezahlbare Energie für alle 500 Millionen EU-Bürger garantieren soll. Gleichzeitig merken die Europäer, dass sie sich schneller von Kohle, Öl und Gas verabschieden müssen als gedacht, wenn sie ihre verbindlichen Klimaziele einhalten wollen – und auch diese Ziele müssen verschärft werden. „Ehrgeiz ist in der EU Mangelware“ heißt denn auch eines der Kapitel. Denn bisher planen die Europäer in ihren Zielen für 2030 nur einen Anteil von Öko-Energien von 27 Prozent. Bisher sind es etwa 17 Prozent. Die Fortschritte bei der Effizienz und die schnell fallenden Preise für Sonne und Wind führten aber dazu, dass die Kommission selbst davon ausgeht, dass 30 Prozent locker zu schaffen sind. Und die Umweltschützer und das Europäische Parlament drängen auf einen Mindestanteil von 35 Prozent.

Ausführlich widmet sich der Atlas auch den „Sorgenkindern“ der europäischen Energiewende: Polen, Tschechien, Griechenland oder Frankreich, das mit seiner Tradition der Atomkraft „einen so tiefen Strukturwandel vor sich hat wie kein anderes Land“. Und für Deutschland gilt: Das größte Problem heißt nach wie vor Kohle.