Honorarkräfte an VHS und Musikschule: Etwas weniger prekär
Die Bezahlung der Honorarkräfte an VHS und Musikschule ist trotz minimaler Erhöhungen weiter schlecht. Um bessere Arbeitsbedingungen ging es in der Kulturdeputation.
So heißt es in der Vorlage zur Deputation, die Kulturbehörde stehe „dem Anliegen, die wirtschaftliche Lage der Honorarkräfte zu verbessern, positiv gegenüber“. Erste Verbesserungen seien auch schon umgesetzt worden: So sind die Honorare der Volkshochschule seit 2016 von 19 auf 23 Euro pro Unterrichtsstunde gestiegen, die der Musikschule seit 2017 von 20 auf 24 Euro.
Es gibt auch schon Planungen für die Zeit ab 2020, wenn die Neuregelung des Länderfinanzausgleichs Bremens die finanzielle Lage entspannen soll. Dann sollen die Honorarkräfte der Volkshochschule eine weitere Erhöhung des Stundensatzes auf 25 Euro erhalten und dieser schrittweise weiter erhöht werden. Auch Zuschüsse zu Renten- und Krankenversicherungsbeiträgen sowie Urlaubsentgelt sollen für „arbeitnehmerähnliche Beschäftigte“ gezahlt werden.
Für die Musikschule hat die Kulturbehörde ab 2019 ebenfalls Pläne: Sie soll ihre Rechtsform ändern. Aus dem jetzigen Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen soll dann eine sogenannte „nachgeordnete Dienststelle“ werden. Das ermöglicht wiederum die Festanstellung aller Musikschullehrkräfte ab dem Jahr 2020. Ob schon vor der Festanstellung die Honorare erhöht werden können, sei erst Ende 2018 absehbar – die Erhöhungen sind von der wirtschaftlichen Situation der Musikschule abhängig.
Eine Absage erteilte die Kulturbehörde dem Antrag der Linken, die Erhöhungen bereits im Haushalt der Jahre 2018/19 zu berücksichtigen. Das sei in Anbetracht des einzuhaltenden Konsolidierungspfades nicht möglich gewesen.
Miriam Strunge, kulturpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion
Die Linke begrüßt unterdessen die Aussicht auf feste Stellen an der Musikschule und fordert nun gleiches auch für die DozentInnen der Volkshochschule: „Auch an der VHS gibt es Honorarkräfte mit einer arbeitnehmerähnlichen Beschäftigung“, sagt die kulturpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion Miriam Strunge. Auch diese Personengruppe müsse nun einen sicheren Arbeitsplatz angeboten bekommen. „Einen erkennbaren Unterschied zur Situation an den Musikschulen gibt es für uns nicht.“
Kritik übt Strunge auch an der Höhe der jetzt von der Kulturbehörde vorgeschlagenen Honorare: „Das aktuelle Mindesthonorar von 23 Euro ist zu niedrig.“ In diesem Betrag sei auch die Vor- und Nachbereitungszeit inbegriffen, zudem müssten davon auch noch Sozialversicherungsbeiträge abgeführt werden. „Bei steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten werden die Honorarkräfte weiter abgehängt“, sagte sie.
Die Linke fordert nun eine sofortige Erhöhung der Honorare, die bis zum Jahr 2020 mindestens 30 Euro erreicht haben sollten. „Uns fehlen außerdem verbindliche Regelungen zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und zum Urlaubsgeld für alle freien Kräfte“, sagte Strunge. „Hier ist noch deutlich Luft nach oben.“
Unterstützt von der Linken hatten die Betroffenen bereits im November unter dem Motto „Fair statt prekär“ gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen protestiert.
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