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: Das neue Geschäft mit den Grenzen

Nachdem 2015 die Lage auf der Balkanroute eskaliert war, begannen europäische Diplomaten einen bis heute andauernden Verhandlungsmarathon mit den Staaten südlich des Mittelmeers. Mehrere Milliarden Euro bietet die EU für die Koalition der Willigen in Sachen Grenzschutz. Wer nicht mitmacht, soll hingegen bestraft werden. Entwicklungshilfe wird umgewidmet, konzentriert sich auf die Staaten, die wichtig sind beim Kampf gegen die Schlepper.

Die EU liefert Ausrüstung, europäische Polizisten und Soldaten werden in immer mehr Länder Afrikas geschickt, um dort den Grenzschutz zu perfektionieren. Auch Diktaturen wie Sudan und Eritrea werden so zu „Partnern“ Europas, denn sie sind wichtig, um Fluchtrouten zu unterbrechen.

Europäische Sicherheits- und Rüstungskonzerne sind erfreut: Für sie ist das Geschäft mit der Grenztechnologie ein riesiger neuer Absatzmarkt. Weniger erfreut ist die afrikanische Union: Ihre Pläne von einem Kontinent der Freizügigkeit ähnlich dem Schengen-Modell sind mit den Vorstellungen der EU unvereinbar. Doch gegen die Macht, mit der die EU ihre Migrationspolitik in Afrika durchsetzt, hat die Union kaum eine Chance.

Die Ethnologin Laura Lambert vom Max Planck Institut für ethnologische Forschung in Halle untersucht in Niger, welche Konsequenzen die Auslagerung des europäischen Asylsystems hat. Sie nimmt dabei besonders die Rolle der UN-Organisationen in den Blick.

Der taz-Redakteur Christian Jakob hat gemeinsam mit der Afrika-Korrespondentin Simone Schlindwein im Herbst zu dem Thema das Buch „Diktatoren als Türsteher Afrikas“ veröffentlicht. Es wurde im März als Sonderauflage von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgebracht und wird derzeit für Arte und das ZDF verfilmt.

taz salon „Diktatoren als Türsteher Europas“: 19.30 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73