das ding, das kommt
: Mit Flügeln ins All

Zum Kämpfen taugt der den Kelten und Germanen zugeschriebene Flügelhelm nicht. Susan Dietrich nutzt ihn schlauer: Seit den 1960ern verwandelt er sie in die „Space Lady“ Foto: taz

Asterix geht nie ohne aus dem Haus, diese nach den Galliern benannte französische Zigarettenmarke trägt ihn im Logo und auch dem Denkmal-Vercingetorix in Clermont-Ferrand hat man einen Flügelhelm aufgesetzt. Schließlich trug schon der gen Frankreich das Schwert erhebende Denkmal-Cheruskerfürst Hermann auf der anderen Rheinseite einen. Und Wagner hat seine Opern-Asen auch mit den eindrucksvollen, aber im Kampf völlig untauglichen Helmen ausgestattet.

Nur: Archäolog*innen sind sich einig, dass weder Kelten noch Germanen oder Wikinger je solche Helme trugen. Gefunden haben sie bislang jedenfalls keine. Vermutlich haben schwedische Nationalisten Anfang des 19. Jahrhunderts erst nordische Götter, später auch nordische Menschen mit Flügelhelmen imaginiert. Um deutlich zu machen, dass sie antiken Göttern wie Hermes und Roma gleichrangig seien – mindestens.

Unmittelbar einleuchtend ist hingegen, den rasenden Superhelden Flash damit zu behelmen. Oder den Flügelhelm kurzerhand zum Weltraumhelm zu stilisieren. Solch einen trägt Susan Dietrich nämlich, wenn sie wie jetzt in Hamburg als „The Space Lady“ ihre psychedelisch entrückt leiernden Interpretationen von Songs mit Space-Bezug wie Peter Schillings „Major Tom“ darbietet.

Seit den 1960ern trat die Outsider-Künstlerin so auf den Straßen Bostons und San Franciscos auf. Erst 2013 veröffentlichte dann ein Indielabel ihre einzige Kassette als Platte. Seitdem gibt die heute 70-Jährige auch in Klubs ihre recht verschrobenen Konzerte. Eine Geschichte wie im asiatischen Sprichwort: Wer seinen eigenen Weg geht, dem wachsen Flügel. Robert Matthies

Sa, 14. 4., 20.30 Uhr, Künstlerhaus Wendenstraße, Hamburg