: Nur Lob für Spuckhauben
Die Bremer Polizei hat im Jahr 2017 Verdächtigen 45 Mal eine Spuckschutzhaube über den Kopf gezogen. Linken-Innendeputierter Wesemann hält das für „verhältnismäßig“ und zeigt Verständnis für die Polizei
Von Jean-Philipp Baeck
Die Bremer Polizei hat im Jahr 2017 nach eigene Angaben 45 Mal Spuckschutzhauben eingesetzt – so oft wie im Vorjahr. Das geht aus einem Bericht der Polizei hervor, der am Donnerstag in der Innendeputation vorgestellt wird. Die weißen, im Gesichtsbereich nahezu durchsichtigen Hauben sind in Bremen seit Dezember 2014 im Einsatz. Sie sollen Spuck- und Beißattacken gegen Polizisten abwehren.
Der CDU-Innenpolitiker Wilhelm Hinners bewertet den Einsatz der Hauben wie in den Vorjahren als Erfolg. Die Haube schütze beide Seiten, auch die Betroffenen vor sich selbst, weil sie ein Anspucken der PolizistInnen – und damit eine Straftat – verhinderten, sagte er der taz.
Aber auch der parteilose Innendeputierte der Linken, Horst Wesemann, hält die Anzahl der Einsätze für „verhältnismäßig“: Der Bericht zeige, dass die Hauben von der Polizei „nicht bei jeder passenden Gelegenheit“ eingesetzt würden. Wesemann zeigte Verständnis für die Beamten: „Ich finde es unerträglich, dass sich Leute so respektlos gegenüber der Polizei verhalten“, sagte er der taz. In den vergangenen Jahre und insbesondere vor ihrer Einführung gab es gegen die Haube noch schärfere und bürgerrechtliche Bedenken.
Wie in den Vorjahren sieht die Polizei den Haubeneinsatz positiv. „Die Spuckschutzhaube hat sich als wirksames Einsatzmittel gegen Spuckattacken bewährt“, heißt es in dem aktuellen Bericht. Keiner der Betroffenen sei bei ihrem Einsatz verletzt worden, sie seien „das mildeste Mittel zur Abwehr von Spuckattacken“.
Laut Polizei haben 2017 die Betroffenen des Haubeneinsatzes in fünf Fällen eine ansteckende Krankheit gehabt: vier Mal Hepatitis C, einmal auch HIV.
In 38 Fällen sollen sich die Verdächtigen gewaltsam gegen die Maßnahme mit Schlägen oder Tritten gewehrt haben. 28 Mal sei deshalb eine Strafanzeige wegen des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ergangen. Darin allerdings sieht der Innendeputierte Wesemann ein Problem: „Offensichtlich haben die Leute Bedenken, sich einen Sack über den Kopf ziehen zu lassen.“ Hier müsse die Polizei mehr Aufklärung leisten, damit niemand denke, er bekomme eine Plastikhaube übergezogen.
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