Bremer Alloheim ist angezählt

SPD-Politiker fordert Heim-Schließung

Von Simone Schnase

Es ist unerträglich, sich die Fotos der eitrigen Wunden anzuschauen, die Janina Dietrich von ihrem Vater gemacht hat. Der lebt im Bremer „Pflegezentrum Marcus­allee“, betrieben von Deutschlands zweitgrößtem Pflegeheim-Betreiber Alloheim. Dietrich hat Anzeige erstattet, und Mitte der Woche zeigte das Regionalmagazin „Buten un binnen“ die schockierenden Bilder der wundgelegenen Stellen. Jetzt fordert Klaus Möhle, sozialpolitischer Sprecher der Bremer SPD-Fraktion, die Schließung des Heims.

Dabei sind die neuen Vorwürfe gegen die Einrichtung sicher die bisher drastischsten, aber beileibe nicht die ersten. Das bestätigt auch Reinhard Leopold, Gründer der Angehörigen-Initiative „Heim-Mitwirkung“: „Seit mindestens anderthalb Jahren weiß Herr Möhle von gravierenden Mängeln in diesem Heim“, sagt er. Konsequenzen habe er aber in dieser Zeit nie gefordert.

Die taz berichtete mehrfach über die Einrichtung und den bundesweit wiederholt in Verruf geratenen Betreiber. Und auch die bei der Sozialbehörde angesiedelte bremische Wohn- und Betreuungsaufsicht (Heimaufsicht) hat das Pflegezentrum schon länger im Visier. Vor drei Wochen verfügte sie einen Aufnahmestopp.

„Die Forderung von Herrn Möhle ist angesichts der Bilder emotional verständlich“, sagt Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde, „aber der Staat hat klare Vorgaben, wie er vorzugehen hat – das müsste Herr Möhle eigentlich auch wissen.“ Schließung sei immer „das allerletzte Mittel, wenn alle anderen Maßnahmen nicht fruchten“.

Zu denen gehören Sanktionen wie eben der Aufnahmestopp sowie klare Anordnungen durch die Heimaufsicht: „Davon hat die Einrichtungen bereits eine ganze Reihe erhalten“, sagt Schneider. Welche Auflagen es gab, sagt Schneider im Detail nicht und begründet das mit dem laufenden Verfahren:

„Der Betreiber hat unseren Anordnungen in mehreren Fällen widersprochen; teils befinden wir uns also noch im Widerspruchsverfahren, teilweise aber auch schon auf dem Klageweg.“ Er könne aber sagen, dass Alloheim Fristen auferlegt bekommen habe und dass es Anordnungen gebe, „die durchaus weitreichende Konsequenzen haben können“.