Andreas Speit
der rechte rand
: Eine Rockband löst sich auf, die Szene steht eher auf Rap

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Die Rechtsrockband „Kraftschlag“ um Jens-Uwe Arpe startete ihre Karriere zwischen Musik und Politik in Itzehoe. Nach knapp 30 Jahren kündigte Arpe nun das Ende der Band an. Auf Face­book schreibt er, „schweren Herzens“ habe er sich entschlossen, die Band „aufzulösen“. Die Gründe seien ein „Mix aus kürzlich privaten Enttäuschungen“ und dem „Gefühl, musikalisch“ nichts „mehr erreichen“ zu können.

Seit wenigen Jahren ist der klassische Rechtsrock mit Skinheadhabitus in der rechten Szene nicht mehr wirklich angesagt. Rapper der Indentitären Bewegung treffen gerade mehr den Ton über die Szenegrenzen hinweg. In seinem Facebook-Post kündigt Arpe dennoch einen neuen Tonträger an und versichert, „alle zugesagten Konzerte“ zu spielen.

Am 30. Dezember 1989 begann die Bandgeschichte. Kraftschlag war eine der ersten deutschen Rechtsrockband mit Szeneerfolg. Und die Gruppe nannte als ihren größten Wunsch: „ein nationalsozialistisches, großdeutsches Reich ohne Juden und sonstigen Abschaum“. Auf ihrem Demo-Tape leugnen sie offen den Holocaust: „Alles, was die Juden sagen, ist gelogen, seit 1945 werden wir betrogen. Denn Gaskammern hat es nicht gegeben.“ Diese Eindeutigkeit brachte der Band einen Plattenvertrag. 1992 erschien das Debüt-Album mit dem Titel „Trotz Verbot nicht tot“. Der Bezug zum Nationalsozialismus und zum Aufruf zur Gewalt kommt in den Liedern immer wieder vor. „Für die Reinheit unsere Rasse sind wir bereit zu den Waffen zu greifen“, singt Arpe im Titelsong. Und im Lied „Scheiß Punk“ von 1992 singt er: „Sein Kiefer zerschmettert durch die Doc-Stahlkappe. (…) Er blutet durch den Schädel und bewegt sich noch, da tret’ich noch mal rein mit meinem 14. Loch.“

Zwei Jahren nach dem Erscheinen erließ das Landgericht Itzehoe einen Einziehungsbeschluss für das Album. Die Veröffentlichung war da schon ein Verkaufsschlager. 1994 wurde die Band wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhass zu sieben Monaten Haft auf drei Jahre Bewährung verurteilt. Die Band lernte dazu, ihre nächsten Alben veröffentlichten sie in Skandinavien – dank „Blood & Honour“. In diesem Netzwerk, das den NSU unterstützte und 2000 verboten wurde, war Arpe fest verankert. 1998 wurde Arpe, der gern betont, mit der Szene nichts zu tun zu haben, zu zwei Jahren Haft verurteilt. Mehr als die Hälfte der Tonträger der Band sind laut „Blick nach rechts“ indiziert. Bis heute gelte die Band als eine der einflussreichsten und international bekanntesten Band der „White-Power-Szene“, sagt Jan Raabe, Koherausgeber des Standardwerks „RechtsRock“.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Auf Facebook versichert Arpe: „Ich würde Alles, aber auch alles noch mal so machen“ und schließt mit „We’re only the Band 88“ – dem Zahlencode für „Heil Hitler“.