Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Dass die MaerzMusik so ein Festival ist, bei dem es auch gern mal ein bisserl mehr sein darf am Konzerttresen, das war gleich vergangenen Freitag am Eröffnungsabend dieses „Festivals für Zeitfragen“ zu erfahren. Auf dem Programm: Werke des lange vergessenen und zuletzt verstärkt wiederentdeckten US-Minimalisten Julius Eastman, gestorben 1990, dessen anregende Bandbreite eigentlich mit dem bereits abendfüllenden Konzertteil vor der Pause abgesteckt war. Und nach der Pause gab es halt noch mal einen abendfüllenden zweiten Teil, der einen dann, mit einem in die Endlosigkeit durchgereichten schlichten Motiv, eher in Stumpfsinn verfallen ließ.

War schon ein bisserl arg viel. Wollte man so genau auch nicht wissen, wie Minimalismus selbst aufs vegetative Nervensystem durchschlagen kann. Nicht wenige entzogen sich der hartnäckigen Wiederholung bei Eastmans „Femenine“ schnöde mit Flucht.

Wobei man Eastman natürlich, war ja vor der Pause zu hören, gut mit Eastman verteidigen kann. Vertiefen in dessen (eher tragisch verlaufenes) Leben und Werk kann man sich bei der MaerzMusik am Samstag (16–24 Uhr) und Sonntag (11–19 Uhr) mit Talks und Performances bei den Eastman Invocations im Silent Green (Gerichtstr. 35, Eintritt frei). Zu der am Samstag startenden musikalischen Langzeiterfahrung zum Abschluss der Maerz­Musik, „The Long Now“, ist vorn im Blatt mehr zu lesen.

Und sonst? Ein bunt gemischeltes Konzertprogramm, husch husch, mit einem lärmend quengelnden und bei Bedarf hübsch psychedelisch leiernden Noise-Pop von No Age,dem aus Los Angeles kommenden Schlagzeug-Gitarren-Duo, das mit so Liedern wie „C’mon, Stimmung“ durchaus sogar wieder mal den Indierock retten kann, heute am Donnerstag im Urban Spree (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 15 €).Oder eine Packung Wüstenrock, mit Imarhanaus Algerien, die auf ihrem aktuellen Album „Temet“ noch einmal verstärkt mit Funk argumentieren, sodass man in den Werbeabteilungen bereits „Desert Disco“ als neues Schlagwort vorschlägt, am Dienstag im Lido (Cuvrystr. 7, 20 Uhr, 18 €).Aus dem Stuttgarter Underground kommen die Wolf Mountains,ein Trio um den Nerven-Schlagzeuger Kevin Kuhn, das mit Hingabe durch die mit allerlei Post- und Prä-Krempel vollgestellte Rockgarage surft, am Dienstag im Monarch (Skalitzer Str. 134, 20.30 Uhr).Und bei Kurwsaus dem polnischen Breslau hat man eine grimmig polternde Musik, die man, wer Etikettensicherheit braucht, beim Post-Pfosten (-rock, -punk) und Punkjazz vertäuen mag. Am Mittwoch im Schokoladen (Ackerstr. 169, 19 Uhr).