piwik no script img

nGbKArchiv und Gegenwart: Performancekunst aus Osteuropa

Vlasta Delimar, „Visual Orgasm“, 1981 Foto: © the artist; nGbK

Im Jahr 1979 hatte sich der jugo­slawische Präsident Tito für einen Staatsbesuch in Zagreb angekündigt. Entgegen dem Verbot hielt sich Sanja Iveković währenddessen auf ihrem Balkon auf, lesend, Whisky trinkend, scheinbar masturbierend und dabei gut sichtbar für den auf dem Dach postierten Polizisten. „Triangle“ war eine bewusste Provokation, eine Aktion, die wie von der großen kroatischen Konzeptkünstlerin geplant nach kurzer Zeit von einem Sicherheitsagenten aufgelöst wurde. Eine Dokumentation davon ist aktuell in der Gruppenausstellung „Left Performance Histories“ in der nGbK zu sehen. Sie gehört zu den bekannteren Arbeiten der Schau zu osteuropäischer Performancekunst seit den 1970er Jahren, der Besuch lohnt sich jedoch genauso, um die eine oder andere Entdeckung zu machen. Da sind zum Beispiel die Modeperformances des Ungarn Tamás Király oder Vlasta Delimars Performances und Fotografien. Die Fotoserie „Visual Orgasm“ etwa zeigt ihr Gesicht 12-mal in Nahaufnahme im Moment vollkommener Lust. Die Aufnahmen changieren zwischen Voyeurismus und Inszenierung, sind selbstbewusstes Gegenbild zur Objektivierung weiblicher Körper stereotyper erotischer Darstellungen. Den Ausstellungsmacher*innen geht es aber nicht nur um die Arbeiten an sich, im Fokus stehen ebenso Formen der Archivierung und Reaktivierung. Zur Eröffnung wurden Performances aus den 70ern und 80ern in die Gegenwart gehoben; und zu den schönsten Exponaten gehört zweifellos ein Archivbeitrag der Witwe Mladen Stilinovićs. bsh

Bis 25. 3., Mo.–So. 12–19 Uhr, Oranienstr. 25

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen