: Alte Hasen sollen Fußballfans einheizen
HALLENFUSSBALL Das traditionsreiche Turnier, im Volksmund „Budenzauber“ genannt, wird wieder belebt. Im Januar sollen prominente Ex-Profis wie Wolfgang Overath Tausende in die Schmeling-Halle locken
Bernd Schultz vergisst für einen Moment die Zurückhaltung als Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) und taucht ab in den Kicker-Jargon. „Wir werden wieder Budenzauber erleben“, frohlockt er. Grund der präsidialen Aufwallung ist das für den 2. Januar 2010 terminierte Hallenfußball-Turnier, an der Basis „Budenzauber“ genannt. Die Traditionsteams der Berliner Branchenführer Hertha BSC und 1. FC Union werden in der Max-Schmeling-Halle gegen Werder Bremen und die rheinische Oldie-Armada von Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach sowie 1. FC Köln um den von einem Sponsor gestifteten Pokal kämpfen. „Ich hoffe, dass wir im Hallenfußball eine neue Tradition beginnen werden“, betont Schultz.
Das kommende Indoor-Event knüpft an eine Epoche an, in der Anglizismen noch nicht Usus waren. 1971 fand in Berlin das erste Hallenturnier statt, damals in der Deutschlandhalle. „An fünf Tagen kamen 50.000 Zuschauer“, schwärmt Bernd Kühn, dessen Agentur die Neuauflage 2010 organisiert. Veranstalter Hertha BSC konnte damals die in der Winterpause besonders leere Vereinskasse auffüllen.
Dienst nach Vorschrift
1997 kam das Ende für den großen Hallen-Kick an der Spree. Die rechte Lust wollte bei den Fans nicht mehr aufkommen. Denn die Spieler boten weniger Spektakel als Dienst nach Vorschrift, wenn sie überhaupt teilnahmen. Das Verletzungsrisiko war den meisten Klubs zu groß.
Mit prominenten Ex-Profis soll jetzt die Wiederbelebung des Master-Turniers gelingen. „Es sind viele große Namen dabei, die guten Sport bieten“, wirbt Kühn für den Januar-Termin. Hertha kündigt Stürmer-Original Axel Kruse, Torwarttrainer Christian Fiedler und sogar Manager Michael Preetz an. Bei Union wird mit Sportchef Christian Beeck, Geschäftsführer Oskar Kosche und dem Samba-Brasilianer Daniel Teixeira gerechnet. Zu Mönchengladbachs Hennes-Weisweiler-Traditionsteam zählen Ex-Nationalspieler Karl-Heinz Pflipsen, Thomas Herbst (der amtierende Trainer von Berlins Regionalligisten Tennis Borussia) und Sturm-Koloss Bachirou Salou. „Natürlich freut man sich, die alten Kollegen wiederzusehen“, sagt Union-Manager Beeck. „Wir Gladbacher“, erzählt Herbst, „sind immer sehr lustig und ehrgeizig.“
Das drohende Verletzungsrisiko auf dem Hallenkunstrasen, vor dem noch aktive Profis zurückschrecken, nehmen die Oldies gelassener. „Wenn ich auf der Geschäftsstelle mit einem Kreuzbandriss die Treppe rauf- und runtergehe, kümmert das nicht mal die Putzfrau“, sagt Beeck, einst bei Energie Cottbus ein gefürchteter Bundesliga-Verteidiger.
Das größte Zugpferd unter dem Max-Schmeling-Dach könnte im Kader des 1. FC Köln stehen. Es kursiert das Gerücht, dass Wolfgang Overath, Starregisseur der deutschen Weltmeister-Elf von 1974 und mit 66 Lenzen immer noch ein fitter FC-Präsident, in Berlin die Töppen schnürt.
Spielernamen sprudeln nur so aus Bernd Kühn heraus. Zahlen wie Etathöhe oder Startgagen für die Mannschaften nennt der Turnierorganisator hingegen nicht. Nur so viel: „Wir bieten in der Schmeling-Halle 6.500 Sitzplätze und gehen davon aus, dass wir mindestens 5.000 Zuschauer haben werden.“ Er setzt auf die nach den Feiertagen besonders fußballhungrigen Fans.
Angeblich soll das DSF das Turnier live übertragen. BFV-Präsident Schultz ist zuversichtlich, dass die Tickets (zu Preisen ab 9,50 Euro) reißenden Absatz finden. „Wir als BFV sind begeistert und überzeugt.“ JÜRGEN SCHULZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen