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: aus- und weiterbildung

Alle wollen dasselbe, schneller verdienen an der Elbe

Hamburg plant eine neue Berufliche Hochschule. Dort sollen bis zu 1.000 AbiturientInnen Ausbildung und (Bachelor-)Studium in einem Aufwasch erledigen können

Das Angebot soll keine Konkurrenz sein zu bestehenden Studiengängen, sondern Ergänzung

Von Kaija Kutter

Ein neues Bildungsangebot soll ab 2020 die Hamburger Landschaft bereichern. In der „Beruflichen Hochschule Hamburg“ (BHH) sollen AbiturientInnen eine Lehre und gleichzeitig ein Bachelor-Studium absolvieren können. Die konkreten Details sind derzeit noch unklar, einen entsprechenden „Einsetzungsbeschluss“ aber unterzeichnete am vergangenen Dienstag der Hamburger Senat. Und die Vorstellung des Projekts übernahm niemand Geringeres als der Richtung Berlin scheidende Noch-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).

Viele gute Auszubildende nähmen heute schon im Anschluss ein Studium auf, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Bis die dann berufstätig sind, sind sie Anfang 30.“ Die Idee des hybriden Bildungsgangs soll also Zeit sparen – aber auch eine Ausbildung für AbiturientInnen attraktiv machen. Manches werde dabei doppelt gelernt, etwa das kaufmännische Rechnungswesen. „Das neue Ausbildungsangebot soll berufliches und wissenschaftliches Know-how bieten“, so Scholz. Es sei auch eine Antwort auf hohe AbiturientInnenzahlen, „die wahrscheinlich noch steigen werden“.

Losgehen soll es im Jahr 2020 unter dem Dach des Hamburger Instituts für Berufliche Bildungs (Hibb), das bereits die städtischen Berufsschulen betreibt. Das neue Angebot soll keine Konkurrenz sein zu bestehenden dualen Studiengängen, die es bisher hauptsächlich an Privathochschulen gibt, sondern eine Ergänzung, beteuerten Rabe und Scholz. Gerechnet wird mit rund 1.000 Plätzen insgesamt, 250 pro Jahrgang.

Die AbsolventInnen sollen in vier Jahren besagten Doppelabschluss erwerben – oder sich nach zwei Jahren entscheiden, ob sie nur Ausbildung respektive Studium fortsetzen. „Das reduziert Fehlentscheidungen und Abbrüche“, so André Mücke, Vizepräses der Handelskammer.

„In einer Zeit, in der die größte Gruppe der Schulabgänger Abiturienten sind, trifft ein solches Angebot Bedarf auf beiden Seiten“, ergänzte Handwerkskammer-Chef Josef Katzer. Es gehe „back to the roots. Denn es gab schon mal Zeiten, wo Architekten vorher eine Maurerlehre oder Zimmererlehre gemacht haben“.

Starten soll die neue Hochschule zunächst mit vier oder fünf technischen und kaufmännischen Berufsfeldern; Rabe nannte Groß- und Einzelhandelskaufmann, Mechatroniker und Elektrotechniker. Allerdings gelten die dualen Studiengänge – etwa elf Prozent der rund 100.000 Studienplätze in Hamburg – als sehr begehrt. Gefragt, wie SchulabgängerInnen für die BHH ausgewählt werden, sagte Rabe, dies werde mit Betrieben zusammen entschieden und sei „eine Frage, deren Ausgestaltung wir noch vor uns haben“.

Die neue Institution soll eigene Professoren bekommen und in den Gebäuden des Hibb unterkommen, die oft schon „Campus-Atmosphäre“ hätten, so Scholz. Die Kosten schätzte Rabe auf bis zu zehn Millionen Euro jährlich. Insgesamt aber spare man Geld: weil weniger junge Menschen Ausbildung und Studium nacheinander absolvierten.