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: Bunkerbrechende russische Bomben über Syrien: Blutbad in der Kellerschule

Der Luftschutzkeller bestand aus mehreren Klassenzimmern im Untergeschoss. Bis zu 700 Menschen drängten sich zeitweise im „Schulzentrum Nummer drei“ im Ort Erbin auf 1.100 Quadratmetern, um Schutz vor Luftangriffen der syrischen und russischen Armee auf die Bevölkerung der belagerten Ost-Ghouta östlich von Damaskus zu finden. Etwa 400 Menschen hielten sich dort auf, als am Montag um 19.45 Uhr Ortszeit eine bunkerbrechende Bombe einschlug.

„Das Geschoss“, so berichtet unter Berufung auf ihre lokalen Partner die deutsche Initiative Adopt a Revolution, die das Schulprojekt zusammen mit medico international unterstützt, „wurde von einem Flugzeug abgefeuert. Es hat die drei Obergeschosse des Gebäudes lediglich durchschlagen und ist erst im Keller zur Explosion gekommen.“ Der Waffentyp deute „auf einen Angriff durch die russische Luftwaffe hin“, da Syriens Militär ihn nicht habe. Weiter heißt es: „Bewaffnete Milizen aus Ost-Ghouta hatten keinen Zutritt zum Keller. Entsprechend ist von einem gezielten Angriff auf zivile Schutzräume auszugehen. Durch den Einsatz von Überwachungsdrohnen nicht nur an der Front sondern auch in den Innenbezirken von Erbin ist den Angreifern bekannt, an welchen Orten sich Menschen bei Luftangriffen in Keller und Schutzräume zurückziehen.“

20 Tote wurden bis Mittwochmittag bestätigt, davon 16 Kinder und vier Frauen, sowie über 50 Verwundete. Adopt a Revolution hat die Namen der Toten veröffentlicht und spricht von einem „terroristischen Akt“. Medico international spricht von einer „gezielten Tötung von Kindern“. Die Schule gehört zu einem Schulprojekt, das Aktivisten in der Ost-Ghouta 2013 als Alternative zu islamistischen Bildungszentren aufbauten. 2015 wurde sie in den Keller verlegt, wegen der Luftangriffe. Zuletzt wurden in sechs Untergrundschulen 1.800 Kinder unterrichtet.

Erbin ist einer der letzten Orte der Ost-Ghouta, den Syriens Armee seit Beginn ihrer Großoffensive Mitte Februar noch nicht eingenommen hat. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind seitdem 1.450 Zivilisten durch Angriffe getötet worden, 80 Prozent der ehemaligen Rebellenenklave sind unter Regierungskontrolle. Aktivisten meldeten zuletzt Gegenoffensiven der Rebellen und eine hohe Zahl von Opfern unter den Regierungssoldaten bei Straßenkämpfen. In Reaktion darauf nähmen die Luftangriffe an Intensität zu. Dominic Johnson