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berliner szenenSuper Informationen an der Kasse

Manchmal schreiben sich diese Berliner Szenen einfach von selbst. Man muss nur die Klappe halten und zuhören.

Da gebe ich also dem Menschen an der Kasse von Edeka an der Hasenheide zwei 5-Euro-Scheine. Und der freut sich ostentativ: „Endlich wieder 5-Euro-Scheine.“

Ich bezahle oft mit 5-Euro-Scheinen an Supermarktkassen, ohne dass es Kommentare gibt. Wenn der Kollege an der Edeka-Kasse daraus ein Thema machen will, hat er offenbar etwas zu sagen, das er anderswo nicht unterbringen kann. Das möchte ich jetzt gern hören.

Ich frage also, warum er sich denn so über meine 5-Euro-Scheine freut. Und der Kassierer: „Für 5 Euro kriegt man auf dem Hügel ein halbes Gramm Hasch. Und die Kunden wollen die kleinen Scheine, um das in bar und ohne Wechselgeld bezahlen zu können. Dann sind se schneller wieder weg.“ Mit dem „Hügel“ meint er offenbar den Teil der Hasenheide rund um das Denkmal vom Turnvater Jahn, in dem offen gedealt wird.

Moment mal, werde ich von meinen Dealern immer betrogen? Da sind immer gleich 20 Euro fällig. Die Kundin hinter mir an der Kasse hat das auch anders in Erinnerung und gibt, während sie Kartoffeln und Weichspüler auf das Kassenband hebt, zu Protokoll: „Für 5 Euro jibt es in der Hasenheide jar nüscht. Det fängt erst ab 10 Euro an.“

Doch der Kassierer lässt sich nicht entmutigen. Er wechselt das Thema und erinnert an die geschlachteten Schafe im Streichelzoo der Hasenheide: „Da hatte wohl jemand jroßen Hunger.“

Und wo wir gerade dabei sind: Die Neuköllner Bürgermeisterin wurde ja jetzt Ministerin. „Ick kann mir bloß ihren Namen nicht merken. Der is irgendwie komisch.“

Ich: „Franziska Giffey heißt die.“ Und der Kassierer: „Buschkowsky konnte ich mir leichter merken.“

Tilman Baumgärtel

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