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Sigmar Gabriel ist der größte Sozi aller Zeiten, weil …

1.er der am längsten amtierende SPD-Vorsitzende seit diesem Willy Brandt war.

2.er nie als Kanzlerkandidat eine Wahl vergeigt hat.

3.er nie einer dieser aufmüpfigen Juso-Chefs war, die später dann ganz brav werden.

4.remember Salzgitter: die SPD keinen größeren Antifaschisten zu bieten hat.

5.er Nazis als „Pack“ bezeichnet …

6.…und ihnen den Mittelfinger zeigt.

7. er sehr gut mit Kindern kann.

8.er die kleine Marie jeden Mittwoch im Kindergarten abholt, ab jetzt sogar wirklich.

9.er keine Haare im Gesicht hat.

10. er Patenonkel vonKnut dem Eisbären war.

11.er David McAlister das Hündchen von Wulff genannt hat (und der ihn dafür zum Mops von Schröder erklärte).

12.er ein Mann der klaren Worte ist.

13.er seinen Vater öffentlich als Nazi bezeichnet hat.

14. er Israel in Palästina ein „Apartheid-Regime“ genannt hat …

15. … und dafür ordentlich eins auf die Rübe bekommen hat.

16.er schon in der Bibel als Engel des Volks Israel beschrieben wird, der gegen die Engel der anderen Völker kämpft: „Nun aber kehre ich zurück, um ­gegen den Fürsten von Persien zu kämpfen. Und wenn ich mit ihm fertig bin, siehe, dann wird der König von Griechenland kommen.“ (Daniel 10, 20)

17.er schon 2009 wusste, dass die SPD in katastrophalem Zustand ist.

18. er Olaf Scholz schon gemobbt hat, als der noch Schröders Generalsekretär war.

19. er schon früh dahin gehen wollte, „wo es stinkt und brodelt“.

20. er als Beauftragter unendlich viel für die deutsche Pop-Musik geleistet hat.

21. er Konzerte organisiert hat. Mit Klaus Lage. Und Hannes ­Wader.

22. er gerne mal mächtig Wind macht.

23.er als Umweltminister bei Klimakonferenzen stets große Reden gehalten hat.

24.er der Outdoor-Funktionsjacke, dem deutschesten aller Kleidungsstücke, ein Denkmal gesetzt hat.

25. er den Vater der Energiewende, den Grünen Rainer Baake, als Staatssekretär ins Wirtschaftsministerium holte, der erst jetzt wegen der neuesten Groko die Flucht ergriffen hat.

26.er der Glühbirne den Saft abgedreht hat.

27.er sogar mal kurz für ein Tempolimit auf Autobahnen war. Ganz kurz.

28.er als Wirtschaftsminister den Ausstieg aus der Braunkohle wenigstens versucht hat, auch wenn er dann vor der Kohlelobby eingeknickt ist.

29.er mit seinem Engagement für Fracking an ein paar CDU-Rebellen gescheitert ist.

30.er das Freihandelsabkommen TTIP so dämlich verteidigt hat, dass es auch ohne Donald Trump gescheitert wäre.

31.er den TTIP-Kritikern in der SPD „nationale Bauchnabelschau“ und hysterische Debatte vorwarf, für die der Rest Europas kein Verständnis habe – und damit die Basis erst recht zum Protest mobilisierte.

32. er der Meister der 180-Grad-Wende ist.

33. er das umstrittene Freihandelsabkommen Ceta rettete, indem er die umstrittenen privaten Schiedsgerichte durch einen neuen öffentlichen Schiedsgerichtshof ersetzte. Jedenfalls auf dem Papier. In der Praxis lässt der neue Gerichtshof auf sich warten, Ceta wird trotzdem schon vorläufig angewendet.

34.er ein früher Fan des Mindestlohns war.

35. er mal SPD-Bezirksvorsitzender in Braunschweig war und als Außenminister dem dortigen Flughafen einen Aufschwung verpasst hat, für den seine Mitarbeiter morgens früh um 4 aus Berlin anreisen mussten.

36 a)er in einem der schönsten sozialdemokratischen Häuser in einem der schönsten sozialdemokratischen Orte Deutschlands lebt – einem bescheidenen weißen Monumentalbau in der Kleinsthofsiedlung des Goslarer Stadtteils Hahndorf.

36 b)es dort als Jahreshöhepunkt das Mettessen des Radballclubs RC Germania Hahndorf zu Pfingsten gibt.

37.er viermal in Folge den Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel gewonnen hat.

38.er als Wirtschaftsminister den Export von Kleinwaffen begrenzt hat. Und den von Großwaffen entgrenzt.

39.er als Außenminister Komplexität reduziert, indem er im Osten nur Moskau kennt.

40. er sich gern selbst lobt (für den Fall, dass das sonst keiner tut).

41 a)er das sogar in seinem Abschiedstweet am Donnerstag macht:

41 b)für „die Rettung von 10.000 Arbeitsplätzen bei der Übernahme von Kaiser’s/Tengelmann“.

41 c) für „die erfolgreiche Entwicklung von Vorschlägen für die Wahl zweier Bundespräsidenten“ (also Frank-Walter Steinmeier und Pastor Joachim „Freiheit“ Gauck).

41 d) für „die Befreiung deutscher Staatsangehöriger aus ungerechtfertiger Haft im Ausland“.

42.er tatsächlich irgendwie Deniz Yücel aus der Türkei befreit hat.

43.er dafür sogar Panzer eingesetzt hat.

44. er einer der letzten großen Basta-Politiker ist, die wir alle noch vermissen werden.

45.er sich so bei anderen Basta-Politikern Gehör verschaffen kann. Zum Beispiel diesem Erdoğan.

46. er dafür manchmal zwar erst seinen Hannover-Kumpel Schröder voranschicken muss.

47. er aber immerhin in der Türkei jetzt als der Spitzen-Cayci gilt – also als bester Teeeinschenker.

48.er deswegen nun der beste Freund des türkischen Außenministers Mevlüt Çavuşoğlu ist.

49. er nicht wie so viele andere Politiker mit leeren Händen nach Kiew gereist ist, sondern 3 (in Worten: DREI) Fotoapparate im Gepäck hatte, die er der OSZE übergab, damit diese feststellen könne, wer den Waffenstillstand bricht – und so belegte, dass Deutschland gerne tief in die Tasche greift, um seinen ukrainischen Freunden zu helfen.

50. er einfach ein faszinierender Typ ist.

51. dabei sogar das Arschige an ihm zählt.

52. zwar keiner so recht sagen kann, warum.

53.es aber ist, wie es ist.

54. er nicht Heiko Maas ist.

55.er die Rente mit 58 verwirklicht.

56.er nicht auf sein Bundestagsmandat verzichtet.

57.er jetzt Zeit für Neues hat.

58.er jetzt eigentlich wieder als SPD-Vorsitzender kandidieren könnte.

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