Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um:
Zwei Malerinnen treffen bei Meyer Riegger aufeinander. Die eine, Julia Schmidt, Künstlerin aus dem Programm der Galerie, malt mit Vorliebe Bilder aus Magazinen ab, Details, Texturen, Oberflächen, die ihres Kontextes beraubt, ins scheinbar Abstrakte entschwirren. Nur wenn man weiß, worum es sich bei ihren Vor-Bildern handelt, kann man in ihren „Core Silhouettes“ tatsächlich das Innenfutter einer Bomberjacke, Handseife oder eine Häckselmaschine erahnen. Interessanter ist aber ohnehin, sich zu überlegen, was Schmidt daran interessiert oder sie mit den Sujets der zweiten, Zara Idelson, zu vergleichen. Diese, erstmals in Berlin präsentiert, beschäftigt sich ebenfalls mit Alltäglichem, dem Blick aus dem Fenster, auf Londoner U-Bahn-Stationen oder ihre eigenen Schuhe. Impulsiv dahingepinselt wirkt das, ist aber eigentlich sorgsam komponiert, mit feinem Gespür für Farbe, Leere und Bildausschnitte (bis 7. April, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Friedrichstr. 235).
Die bekanntesten Arbeiten der Malerin Deborah Remington stammen aus den 1970er und 1980er Jahren. Damals platzierte die US-Amerikanerin abstrakte, geometrische Formen zentral auf der Leinwand, als handle es sich um merkwürdige Zeichen aus einer fernen Zukunft, unterkühlt-poetische Sci-Fi-Gebilde. Die Gemälde hingegen, die derzeit bei Kimmerich ausgestellt sind, sehen anders aus, wilder, chaotischer. Sie stammen aus den Jahren 1991 bis 2003, als zwei einschneidenden Erfahrungen Remingtons Leben prägten, ihrer Krebserkrankung, an der sie 2010 verstarb, und der 11. September. Das kraftvollste der Bilder, „Calyd“, wirkt so, als habe Remington eines ihrer eigenen erratisch-emblemhaften Motive gesprengt und dabei den Moment des Zerberstens festgehalten. Auch die übrigen sieben spiegeln eine innere Zerrissenheit wider, aufwühlend und energiegeladen zugleich (bis 14. 4., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Weydingerstr. 6).
Ein wenig jünger und sehr viel jünger sind die Exponate der Jubiläumsschau von oqbo, die am Freitag eröffnet. Die Produzentengalerie, beheimatet in Wedding, wird zehn und zu diesem Anlass tragen die Macher*innen eigene Arbeiten jeweils aus 2008 und 2018 zusammen. Seraphina Lenz und Dirk Lebahn steuern Objekte bei, Julia Ziegler, Michael Bause und Ruprecht Dreher Malerei, Frank Eltner Prints und Christian Bilger kinetische Arbeiten. Weil sich oqbo nicht ohne Grund auch raum für bild wort und ton nennt, endet die Schau am 7. 4. mit einem Vortrag des Philosophen und überstürzten Denkers Marcus Steinweg (bis 7. 4., Do.–Sa. 15–18 Uhr, Brunnenstr. 63).
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