: Säureangriff auf Energiemanager
Die Polizei rätselt, was und wer hinter dem Anschlag auf Innogy-Finanzvorstand Bernhard Günther steckt
Aus Haan Frank Christiansen und Claus Haffert, dpa
Mozartstraße, Richard-Wagner-Weg – das ruhige Villenviertel in Haan vor den Toren Düsseldorfs gehört den Komponisten, zumindest den Straßennamen nach. Auf dem kleinen Fußweg, über den der Innogy-Energie-Manager Bernhard Günther am Sonntagmorgen vom Brötchenholen gekommen war, erinnert einen Tag später nichts mehr an die schreckliche Tat. Doch wer hier als Fremder länger verweilt, steht irgendwann der Polizei gegenüber, die ihn bittet, sich auszuweisen.
Sonntagmorgen, gegen 9 Uhr: Der 51-jährige Günther kommt mit frischen Brötchen vom Bäcker. Er ahnt nicht, dass er geradewegs in einen Hinterhalt läuft, als ihn zwei Unbekannte von hinten angreifen und auf den Boden werfen. Dann hat er auch schon die ätzende Säure im Gesicht. Um welche Säure es sich handelt, verraten die Ermittler nicht: „Täterwissen“.
Die Beschreibung, dass es sich um südländisch wirkende Männer handelt, relativiert die Polizei am Montag. „Wir haben das Opfer noch nicht vernehmen können“, sagt eine Polizeisprecherin. Es ging wohl alles sehr schnell. Zwischen 20 und 30 Jahre alt sollen die Angreifer gewesen sein.
Am Montag zeigen sich – wie zuvor schon Innogy – auch der Vorstand des Mutterkonzerns RWE sowie der Aufsichtsrat „tief erschüttert über den hinterhältigen Anschlag“. RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz erklärt: „Die unfassbare Attacke auf Bernhard Günther hat uns zutiefst getroffen. Wir alle sind bestürzt und entsetzt über die schreckliche Tat. Unsere Gedanken sind jetzt bei Bernhard und seiner Familie.“
Der 51-jährige Manager konnte sich noch zurück zu seinem Haus schleppen. Er schwebte zeitweise in Lebensgefahr, wurde von Helfern in Schutzanzügen behandelt und mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik gebracht.
Nun ermittelt die Mordkommission „Säure“ in „alle Richtungen“. Dass es sich bei dem Manager um ein Zufallsopfer handelt, glauben die Ermittler allerdings nicht. Wenn der Anschlag tatsächlich dem Energiemanager galt, dürften seine Gewohnheiten zuvor ausspioniert worden sein. Zur Frage, ob die Verdächtigen ins Blickfeld einer Überwachungskamera gerieten, will sich die Polizei am Montag nicht äußern.
Über die möglichen Hintergründe der Tat kursieren mehrere Spekulationen. War das Ziel eine Marktmanipulation? Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund wird diese Möglichkeit auch im Fall des Innogy-Managers abgeklärt, versichern die Ermittler und prüfen, ob es auffällige Finanzmarktgeschäfte gab.
Bereits wenige Stunden nach dem Verbrechen gab es auch die Vermutung, politische Motive könnten hinter dem Angriff stecken. Günther war früher als RWE-Finanzvorstand indirekt auch für das umstrittene Braunkohlegeschäft des Konzerns zuständig. Inzwischen gehört er aber der „grünen“ Sparte von RWE an.
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