briefe:
18. März – arbeitsfrei
„Die Nordländer können es doch auch“, taz vom 27. 2. 2018
In Berlin arbeitsfrei am 18. März!
Für demokratische Tradition und revolutionären Geist!
Wenn jetzt über einen zusätzlichen arbeitsfreien Gedenktag in Berlin diskutiert wird, dann bietet sich doch der 18. März an. In einem Interview forderte das Christian Ströbele schon 2016.
Das Abgeordnetenhaus von Berlin beschloss 2008 einstimmig, dass sich der Senat im Bundesrat dafür einsetzen solle, den 18. März in Erinnerung an die Märzrevolution von 1848 als nationalen Gedenktag einzuführen. Die Initiative zu diesem Antrag ging von der Aktion 18. März aus. Diese Bürgerinitiative setzt sich seit 1978 für die Würdigung der Frauen und Männer ein, die im Kampf für Freiheit und Demokratie ihr Leben gelassen haben. Inzwischen genießt die Aktion 18. März überparteilich prominente Unterstützung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird zum 18. März einen Kranz schicken.
Ein arbeitsfreier 18. März in Berlin wäre auch eine Initialzündung für den bundesweiten – nicht arbeitsfreien – Gedenktag „Tag der Märzrevolution“. Es ist zu hoffen, dass in dieser Legislaturperiode endlich ein diesbezüglicher fraktionsübergreifender Antrag im Bundestag zustande kommt. Tun wir was dazu, den Geist des Völkerfrühlings und der Märzrevolution in die Herzen und Köpfe der Menschen zu tragen! Volker Schröder, Sprecher der Aktion 18. März
Wirklich misogyn
„Misogyner Mist“, taz v. 22. 2. 18
Die vergangenen zehn Tage habe ich auf der Berlinale verbracht, und es freut mich jedes Jahr, wenn ich morgens im Untergeschoss des Berlinale-Palastes ein taz-Freiexemplar mitnehmen kann. So komme ich ausnahmsweise auch in den Genuss des Berliner Lokalteils und der Filmkritiken darin.
Filmkritiken haben ja, wie alle Kunstkritik, auch immer etwas Subjektives, daher ist es eigentlich müßig, sich über diese Bewertungen zu streiten. Wirklich geärgert habe ich mich aber über diesen Artikel von Fabian Tietke. Vor allem deswegen, weil es eigentlich keine Filmkritik ist, sondern eine bösartige Polemik gegen den Regisseur Kim Ki-Duk. Die Antwort, was denn an dem besprochenen Film so misogyn ist, bleibt der Text jedenfalls schuldig.
Vor knapp 20 Jahren, als die ersten Filme dieses Regisseurs in die deutschen Arthouse-Kinos kamen, musste man diese meist extrem gewalttätigen, brutalen Filme oft gegen ein bigottes Publikum in Schutz nehmen, welches darin keinen Unterschied zu billigem Splatter-/Horror-Trash erkennen konnte. Nach einer veritablen Reihe von internationalen Filmpreisen ebbte diese Debatte zum Glück irgendwann ab. Der Text von Fabian Tietke erinnerte mich auf unschöne Weise wieder daran, wenn er die ebenso bigotte wie oberflächliche Gleichung „Beschuldigter Regisseur + Film mit Vergewaltigungsszenen = misogyner Mist“ aufmacht. Mit Verlaub, eine derartig eindimensionale Sicht ist opportunistischer Mist.
Natürlich muss man Tietkes Forderung, dass allein schon die Anschuldigung sexueller Nötigung ausreichen sollte, einen Regisseur und seinen Film vom Festival zu verbannen, ernst nehmen. Auf den Rechtsgrundsatz „In dubio pro reo“ in Zeiten von #MeToo zu pochen erscheint da schon fast ketzerisch. Der Scheiterhaufen, den Tietke für Kim Ki-Duk errichtet, ist kein gutes Omen, aber glücklicherweise wird er #MeToo vermutlich auch nicht schaden. In der taz so etwas zu lesen hat mich jedoch entsetzt.
Dass Kim Ki-Duk von koreanischen Gerichten vom Vorwurf der sexuellen Nötigung freigesprochen wurde, dürfte ihm, was seine künstlerische und berufliche Karriere anbelangt, wenig nützen. Das ist einerseits schade, denn mit „Human, Space, Time and Human“ hat er nach zehn Jahren endlich wieder einen Film vorgelegt, der Grundlage fruchtbarer Diskussionen sein könnte. Könnte – denn nirgendwo habe ich eine wirkliche Auseinandersetzung mit diesem durchaus kritisierbaren Film, seiner Machart oder seinen Aussagen gefunden. Andererseits [Spoiler: Ironie] hat auch diese Berlinale gezeigt, dass es zu viele Filme und zu viele Filmemacher (sic, Maskulinum) gibt. Einer weniger dürfte da kaum auffallen. Am Bücherstand im Cinemaxx wurde die backsteindicke Kim-Ki-Duk-Monografie jedenfalls schon zum halben Preis verramscht.
Ein wirklich misogyner Film war für mich auf der diesjährigen Berlinale übrigens Coixets „The Bookshop“. Message: die gute alte Zeit. Frauen halten die Klappe, begehren auch mal auf, aber geben dann doch klein bei und flüchten sich lieber in die Traumwelt ihrer Bücher. Aber wirklich schön gefilmt. Auch kein Blut. Hollywood liebt solche Filme. Richard Hehn, Villingen-Schwenningen
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Kein Schutz
„Verletzt in Berlin“, taz v. 15. 2. 18
Welch ein verhängnisvolles Signal an die Kinder dieser Schule! In dem zitierten Beispiel kann der Junge „zu seiner Sicherheit“ die Pausen nicht zusammen mit den anderen Kindern verbringen. Muss die Schule nicht eine Wiederholung dadurch verhindern, dass sie die mobbenden Mitschüler sanktioniert und belehrt?
Stattdessen sperrt sie den Jungen weg, der nichts falsch gemacht hat, aber nun zu seinem Schutz eingeschränkt wird! Hier wird allen Kindern gezeigt, dass die Schule sie im Zweifelsfall nicht schützt.
Dorothea Geissler, Konstanz
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