Ralf Pauli über die geplante Förderung von Brennpunktschulen
: Ursachen bekämpfen!

Wenn es darum geht, das Beste fürs eigene Kind herauszuschlagen, müssen die Skrupel hinten anstehen. Der Klassiker im städtischen Bildungsmilieu: Eltern melden ihr Kind bei der Oma an, um der vermeintlich schlechteren Kiezschule mit hohem Migrantenanteil zu entgehen. Und wenn solche Tricks nichts helfen, dann geht ja immer noch die Privatschule. In Berlin lernt dort schon jede und jeder zehnte SchülerIn.

Die bundesweit boomenden Privatschulen sind dabei das geringste Problem, auch für den Ehrgeiz der Eltern kann man Verständnis aufbringen. Doch beides zusammen verstärkt die ohnehin starke Segregation in jenen Stadtteilen, in denen überwiegend arme und bildungsferne Familien wohnen. Dass Schulen in diesen Vierteln einer gezielten Förderung bedürfen, liegt auf der Hand.

Es ist zwar begrüßenswert, dass sich die bildungsaffine Groko – sollten die SPD-Mitglieder dieser zustimmen – dem Problem annehmen möchte. Doch wenn man sich die geplante Förderung genauer ansieht, muss sie einem als wenig zielgerichtet vorkommen. Denn erstens will sich der Bund darauf beschränken, die Initiative zu koordinieren und zu begleiten. Studien zur Bildungsgerechtigkeit gibt es aber schon zuhauf. Seit Jahren mahnen BildungsforscherInnen an, die soziale Vermischung zu erhöhen und Kinder möglichst lang gemeinsam lernen zu lassen. Das hilft jenen, die aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt sind, ohne den stärkeren SchülerInnen zu schaden.

Davon ist beim Förderprogramm aber nicht die Rede. Anstatt die Ursachen anzupacken, verspricht die Groko „Schulen in benachteiligten sozialen Lagen“ ein einmaliges Erste-Hilfe-Paket. Und anstatt sich auf gemeinsame Strategien zu einigen, behält jedes Bundesland das letzte Wort, wie es die Brennpunktschulen fördern möchte. Das ist reine Symptombekämpfung, die nach hinten losgehen kann: Schulen, die das Stigma des Förderbedarfs erhalten, dürften für Akademikerelten kaum attraktiver werden.

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