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Sicherheitskonferenz in MünchenVon der Leyen kritisiert USA

Zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz fordert die Verteidigungsministerin mehr Diplomatie von der Trump-Administration.

Die Verteidigungsministerin am Freitag in München Foto: reuters

München taz | Zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz (Siko) hat Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) deutliche Kritik an der US-Regierung geäußert. Sie sähe „mit Sorge, wenn bei manchen Partnern die Mittel für Diplomatie und Entwicklungszusammenarbeit oder die Vereinten Nationen immer weiter zurückgefahren werden“, sagte sie mit Blick auf die Trump-Administration.

„Haben wir tatsächlich eine so unterschiedliche Sicht auf die Bedeutung des Zusammenwirkens von Militär, Diplomatie und Entwicklungsarbeit für unsere eigene Sicherheit?“, fragte die Christdemokratin. Auch die USA hätten „eine kostbare Verpflichtung jenseits des Militärischen“.

Ausdrücklich betonte von der Leyen den Wert der UN. Auch wenn sie „bei Weitem nicht perfekt“ wären, seien sie doch der Rahmen für weltweite Sicherheit. So frustrierend auch die gelegentlichen Selbstblockaden des Sicherheitsrates seien, so müssten die Vereinten Nationen gleichwohl als „Schirm einer regelbasierten internationalen Ordnung“ gestärkt, nicht in ihren Möglichkeiten beschnitten werden.

Zufrieden zeigte sich von der Leyen mit dem zwischen Union und SPD ausgehandelten Koalitionsvertrag. „Wir haben festgelegt, dass in den kommenden vier Jahren zusätzliche Haushaltsmittel prioritär in zwei Bereiche fließen: den Verteidigungsbereich und die Entwicklungspolitik“, sagte sie. Es dürfe keine transatlantische Arbeitsteilung geben, wonach die USA für das Militärische zuständig seien und die EU für die humanitären Folgefragen.

May, Kurz, Yıldırım

Das bedeutet für sie allerdings im Gegen­zug, dass die EU ihre militärischen Anstrengungen zu steigern habe. Es gehe „um ein Europa, das auch militärisch mehr Gewicht in die Waagschale werfen kann“. Das bedeute nicht nur den Aufbau von Fähigkeiten und Strukturen, auch „der gemeinsame Wille, das militärische Gewicht auch tatsächlich einzusetzen, wenn es die Umstände erfordern“, gehöre dazu. Dazu gehöre auch, dass Deutschland „als gefestigte Demokratie sich nicht hinter seiner Geschichte versteckt, sondern akzeptiert, dass Soldatinnen und Soldaten für Sicherheit und Freiheit kämpfen müssen“.

Unter dem offiziellen Konferenzmotto „Bis zum Abgrund – und zurück?“ werden noch bis zum Sonntag rund 500 PolitikerInnen, Militärs und Konzernchefs in München über das große Weltgeschehen disputieren. Zu den TeilnehmerInnen zählen die britische Premierministerin Theresa May, Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz und der türkische Ministerpräsident Binali Yıldırım.

taz am wochenende

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Aus Russland ist Außenminister Sergej Lawrow angereist, die US-Delegation wird von Verteidigungsminister James Mattis und Trumps Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster angeführt. Mit einiger Spannung erwartet wird der für Sonntag geplante Auftritt des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Wie in den vergangenen Jahren findet parallel zur Siko auch wieder eine „Interna­tio­nale Münchner Friedenskonferenz“ statt. Nach Bekunden der OrganisatorInnen sollen auf der wesentlich kleineren Veranstaltung im Alten Rathaus und im DGB-Haus „die Möglichkeiten einer zivilen Politik und die Erfolge gewaltfreien Handelns“ aufgezeigt werden. Ebenfalls bereits Tradition hat die Demonstration des Aktionsbündnisses gegen die Nato-Sicherheitskonferenz am Samstag. Im Mittelpunkt der Protestveranstaltung, zu der mehrere tausend TeilnehmerInnen erwartet werden, soll der türkische Angriff auf das syrische Afrin stehen.

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4 Kommentare

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  • Das sich die Frau nicht schämt, die meisten Teilnehmer haben zumindest eine grobe Ahnung über den Zustand der BW. Unter ihrer Führung hat die Leistungsfähigkeit der BW weiter abgenommen, der aktuelle Verteidigungsauschuss hat aufgrund der teilweisen katastrophalen Einsatzbereitschaft folgenden Antrag auf der Tagesordnung.

     

    Tagesordnungspunkt 18

    Antrag der FDP-Fraktion auf Einsetzung eines Unterausschusses des Verteidigungsausschusses nach § 55 GO-BT zur „Einsatzbereitschaft der Bundeswehr“

     

    Die Frau ist in eine totale Fantasiewelt abgeglitten.

     

    Da sie es ja immer wieder lobend angesprochen hat, PESCO (Permanent Structured Cooperation). Ich glaube, die hat die Bedingungen gar nicht gelesen, es setzt voraus: „Im Bedarfsfall in der Lage sein, innerhalb von 5 bis 30 Tagen für einen Zeitraum von 30 bis 120 Tagen bewaffnete Kräfte und logistische Unterstützung bereitzustellen“. Also kompletter politischer Prozess mit Bundestagsmandat und militärischer Mobilisierung. Absolut illusorisch, sowohl beim Einen wie beim Anderen.

     

    Und sie hält mal wieder eine absolut realitätsferne Schaufensterrede und jeder Zuhörer weiß es.

  • " Dazu gehöre auch, dass Deutschland „als gefestigte Demokratie sich nicht hinter seiner Geschichte versteckt, sondern akzeptiert, dass Soldatinnen und Soldaten für Sicherheit und Freiheit kämpfen müssen“."

     

    Bevor sie große Töne spuckt, sollte sie lieber mal dafür sorgen, dass die Soldaten, die sie in den Tod schicken will, wenigstens die nötigste Ausrüstung haben. Was diese Woche über den Klarstand bei der BW publik wurde, müsste eigentlich zur sofortigen Rücktritt der zuständigen Ministerin führen...

  • Wer früher hätte je gedacht, dass die früher sklavisch an den Lippen des jeweiligen US-Präsidenten hängende Union jemals zu so kritischen Tönen fähig sein würde?

     

    Jetzt werden die USA zwar verbal kritisiert, aber jeder Scheiß immer noch mitgemacht. So will die Union bei mehrfacher Rüstungsüberlegenheit der NATO gegenüber Russland den Verteidigungshaushalt verdoppeln. Eine Aufrüstung, die bald Angriffskriege ermöglicht.

  • vdL sollte sich lieber um ihren eigenen Laden kümmern, da stimmts nämlich hinten und vorne nicht. Andere kritisieren ist natürlich viel einfacher als selbst etwas auf die Beine zu stellen.