Handel zwischen Russen und Deutschen legt zu

Trotz Sanktionen: Der Warenaustausch wuchs im vergangenen Jahr um ein Viertel

Von Klaus-Helge Donath

Gelegentlich gibt es auch Positives über die deutsch-russischen Beziehungen zu berichten. Der Handel zwischen beiden Ländern soll nach Angaben der Auslandshandelskammer AHK 2017 knapp 50 Milliarden Dollar betragen. Damit hätte er im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel zugelegt. Die AHK stützt sich in ihrer Statistik auf die Zahlen des russischen Zolls. „Wir hoffen, dass sich der positive Trend auch 2018 fortsetzt“, sagte AHK-Chef Matthias Schepp.

Die russischen Importe aus Deutschland stiegen laut AHK gegenüber 2016 auf umgerechnet 19,7 Milliarden Euro. Die russischen Exporte nach Deutschland legten um 21,1 Prozent zu. Dabei handelt es sich vor allem um Rohstoffe, vor allem Gas und Öl. Um an frühere Erfolge anzuknüpfen, müsste der Handel aber noch deutlich zulegen. Die AHK setzt darauf, dass die Fußball-WM im Sommer den Deutschen weitere Aufträge zuführt.

Der Zuwachs ist groß, kann aber nicht den Rückgang der zurückliegenden Jahre wettmachen. Immerhin: Die wirtschaftlichen Beziehungen scheinen sich trotz Ukraine-Krise und Sanktionen wieder zu erholen. Bis zunächst 2018 gelten in der EU Sanktionen gegen Moskau, Russland hat im Gegenzug einen Importstopp unter anderem für Lebensmittel erlassen. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte bereits im Spätherbst bei einem Treffen mit deutschen Konzernvertretern im Schwarzmeerort Sotschi darauf hingewiesen, dass trotz der Schwierigkeiten das Volumen im bilateralen Handel nicht geschrumpft sei. Auch die gewachsenen Investitionen belegten das. Schon im ersten Quartal 2017 betrugen die deutschen Investitionen in Russland 312 Millionen US-Dollar. 2016 waren es insgesamt nur 225 Millionen US-Dollar, sagte Putin. Der Präsident ist ein begeisterter Statistiker. Gespräche eröffnet er gerne mit eindrucksvollen Zahlenfolgen.

Deutschland ist 2017 zweitwichtigster russischer Handelspartner nach China. Nach der Krim-Annexion 2014 hatte Moskau demonstrativ einen Schwenk Richtung China verkündet. Peking reagiert darauf bis heute eher zurückhaltend. Die China-Wende des Kreml war offenbar auch nicht allzu ernst gemeint. Das spiegelt auch das Handelsvolumen mit der EU wider, weiter größter Handelspartner des Landes.

Probleme in den deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen gibt es weiter. Ein Indiz: Die Zahl der deutschen Unternehmen in Russland hat um etwa ein Fünftel abgenommen. Wichtige Ursache: das Schwächeln der russischen Wirtschaft.