Sylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen:
Gut Ding will Weile haben, dachte Wanja wohl, als er sich, ausgestattet mit sieben Säcken Sonnenblumenkernen, auf den Ofen des väterlichen Hofes im ländlichen Russland zurückzieht. Dort lungert er sieben Jahre herum, mümmelt Kerne und spricht kein Wort. Vater und Brüder treibt das zur Weißglut, einzig das Tantchen ahnt, dass Wanja Großes vorhat. Und richtig: Die Eremitage des Ofens ist die erste Probe, die es zu bestehen gilt, auf dem Weg zur Zarenkrone – so die Prophezeiung. Aber vorher wird Wanja noch so stark, dass er mühelos das Dach des Hauses anheben kann und auch andere wahnwitzige Abenteuer besteht, etwa die Bezwingung der bösen Baba Jaga oder das Austricksen des listigen Großfürsten. Am Sonntag begeben sich Kinder ab sechs Jahren um 16 Uhr im Theater Morgenstern „auf Spurensuche in eine Welt der Entschleunigung“ und erleben Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die Abenteuer des starken Wanja“ auf der Bühne im Rathaus Friedenau (theater-morgenstern.de, Karten ca. 10 €).
Geheimnisvoll geht es in Potsdam zu: Dort basteln Kinder nach einem kleinen Rundgang durch das Neue Palais „Geheimnisvolle Masken“, und zwar nach höfischem Vorbild. Denn bei Königs hatte der Maskenball im 18. Jahrhundert nicht nur zu Karneval Saison, das Spiel mit den verdeckten Identitäten war ein beliebtes Rezept, dem höfischen Einerlei ein wenig Schmackes zu verleihen. Die Masken werden mit Federn, Perlen und Glitzer verziert und am Ende wird das Geheimnis gelüftet, wer sich hinter welcher Maske verbirgt. Diese Sonntagswerkstatt könnte auch noch Ideengeber für die anstehende Karnevalskostümierung sein (www.spsg.de, Anmeldung: 0331 96 94-20 0, 8 €, erm. 4 €).
Für Kinder sind Ausstellungseröffnungen meist eine Qual, Erwachsene verstellen quatschend die freie Sicht auf die Bilder und gemahnen zur Ruhe. Am Sonntag soll das in der Berlinischen Galerie von 15 bis 17 Uhr anders sein. Dort verspricht die „Kindervernissage: Eduardo Paolozzi. Lots of Pictures – Lots of Fun“. Wie bei den Großen auch, begrüßt Kuratorin Stefanie Heckmann junge Kunstinteressierte, die sich dann die Ausstellung der Werke Paolozzis ansehen. Der Grafiker und Bildhauer ist einer der „innovativsten und respektlosesten Künstler der britischen Nachkriegsmoderne“ und bahnte der Pop Art in Großbritannien den Weg. Die Kinder entwickeln danach aus Pappe, Papier und Drähten eigene Skulpturen, die sich womöglich an Paolozzis Interesse für Technik und Wissenschaft orientieren, und erwecken sie via Schattenspiel zum Leben (Teilnahme kostenlos, ohne Anmeldung).
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