das wird der monat, der wird (2): Schön schlammig
Vorschau: Heute mit Rolf Wolfshohl, einem nicht für möglich gehaltenen Tor und einem Wintersportler, der aus dem Sommer kam
Valkenburg, 4. Februar. Tagelange ergiebige Regenfälle machen die Rad-WM im Querfeldeinfahren, twittern die Veranstalter, „so richtig schön unangenehm, wie wir es alle lieben“. Vor allem die giftigen Steigungen am Cauberg in den sonst so pannekoekenflachen Niederlanden zwingen viele Speichenartisten in den Matsch. Erstmals wird das „Ehren-Championat für den großen Rolf Wolfshohl“ vergeben. Wolfshohl, bald 80, war in den 60ern mit drei WM-Titeln eine Ikone des Schlammsports. Es gewinnt Lokalmatador Jaap van Modderzoeker. Seine Identität kann allerdings erst nach dem Duschen gelüftet werden.
Hamburg, 4. Februar. 201 Bundesligaspiele seit August 2009, 16.509 Minuten aufm Platz, ewiger Rekordhalter, da passiert es: Dennis Diekmeier erstolpert beim 1:1 des HSV gegen Hannover in der Schlussminute sein erstes Tor. Der Verteidiger wird von den Fans in Erinnerung an Uwe Seeler als „Uns-Dennis“ ekstatisch gefeiert und eilt ins Tagesschau-Studio zur Brennpunkt-Sendung. Neuer Tabellenführer ist der Mainzer Giulio Donati mit 106 torlosen Karrierespielen. „Eine große Ehre“, sagt er bescheiden.
Pyeongchang, 11. Februar. Thomas Dreßen gewinnt den Abfahrtslauf,die Bobpilotinnen aus Jamaika bleiben unfallfrei in der Bahn. Gefeierter Star der Spiele aber wird Pita NikolasTaufatopua aus dem pazifischen Königreich Tonga: Schon in Rio war der Taekwondokämpfer, bejubelter oberkörperfreier Fahnenträger und ist jetzt dank letztmöglicher Qualifikation bei einem Rennen in Island (Sechster von zehn Teilnehmern) erster Winterolympionike seines Sommerstaates. Und dann: Wird er im Zehnkilometer-Langlauf wegen der Disqualifikation eines Mitstreiters nur Vorletzter, als er Mitternacht ins Ziel gerutscht kommt. Sport ist sehr wichtig in Tonga: Der frühere sehr dicke König des Landes, Taufa’ahau Tupou IV., ist seit 1934 Landesrekordhalter im Stabhochsprung (10Fuß, Bambusstab). Seitdem verzichten die Untertanen aus royalem Respekt auf diese Disziplin.
München, 15. Februar. Auch der FC Nimmersatt verzichtet – auf Rechtsmittel gegen „die billigen Hetzversuche der landesweiten Neider“, sagt Klubikone Karl-Heinz Lodennigge. Angefangen hatte die neue Welle von Schmähkritiken mit „tabellarische Tyrannei“, so das Heimatblatt Süddeutsche Zeitung am 13. 2.; bald folgten „Liga-Taliban“ (taz), dann „Barbaren des Anstands“ (Die Zeit), jetzt „Lästerer wider den Fußballgott“, so das Bischofsblatt Der milde Hirte: „Dem Herrn kann es nicht gefallen, wenn sich jemand durch anmaßend ewigliches Gewinnen den Eingriffen höherer Mächte entzieht.“
Frankfurt, 19. Februar. Das spektakuläre 3:3 zwischen der Frankfurter Eintracht und Leipzig, erstes reguläres Bundesliga-Montagspiel der Geschichte, verläuft „wider alle Erwartungen äußerst friedlich“, freut sich die DFL. Allerdings sind aus Protest keine Zuschauer gekommen.
Pyeongchang, 23.Februar. Gemischt fällt die Olympia-Bilanz der deutschen BiathletInnen aus. „Das Minimalziel, alles verfügbare Gold zu gewinnen“ (DOSB-Chef Alfons Hörmann) kann nicht erreicht werden. Dreiste Franzosen und eine unerschrockene Norwegerin schnappen ein paar Titel weg. „Wir müssen jede Schneeflocke umdrehen, um zu analysieren, woran es gelegen hat“, fordert Chef-Biathletin Laura Dahlmaier nach nur sechs von sieben möglichen olympischen Goldmedaillen enttäuscht.
Leipzig, 25. Februar. Rückrundentabellenführer 1. FC Köln ist einfach nicht zu stoppen: 3:0 gewinnt der FC bei den Brausebullen. „Das ist der FC Bayern des Rheinlandes“, sagt Leipzigs Bullenzähmer Ralph Hasenhüttl resigniert. „Aber immer noch zwölf Punkte Rückstand bis Europa“, rechnet Kölns Manager Armin Veh selbstkritisch. Bernd Müllender
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen