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Schulfrei in Walle

ElternvertreterInnen fordern einen Ausbau der Schullandschaft im Bremer Westen. Doch obwohl am Bedarf niemand zweifelt, wird zum nächsten Schuljahr nicht viel passieren

Obwohl sich alle einig darin sind, dass Schulen fehlen, passiert in Walle: nichts

Von Jens Fischer

Der Westen braucht eine vierte Grundschule. Durch die wachsende Kinderzahl bei Bremer Neubürgern sowie dank des Zuzugs junger Familien nach Walle und ihre Besiedelung der Überseestadt übersteige die Nachfrage das Angebot der Bildungseinrichtungen an der Melanchthon- und Nordstraße sowie am Pulverberg. Darin sind sich Elterninitiativen und Stadtteilpolitiker parteiübergreifend einig.

Und eigentlich sieht Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) das auch so. Bereits letztes Jahr schätzte sie, Bremen benötige bis 2025 im Stadtgebiet 85 neue Grundschulklassen, auch so. Darum sollten bis 2020 sechs neue Grundschulen gegründet werden. An der Humannstraße in Gröpelingen ist es schon passiert, die Neustädter Helene-Kaisen-Schule startet mit dem Schuljahr 2018/19 in Notbehelfsräumen. In Walle aber passiert bisher nichts.

Zweizügig für rund 180 Erst- bis Viertklässler ist eine Grundschule in der Überseestadt immerhin angedacht. „Aber noch nicht beschlossen“, erklärt Bogedans Sprecherin Annette Kemp: „Wir sehen den akuten Bedarf in Walle, wir wissen, dass die Schulen dort am Limit sind, was Räume und Personal angeht, aber wir haben nicht den Daumen drauf, schnelle Lösungen zu realisieren.“

Die Entwicklung der Grundschülerzahlen gerade auch durch den Familiennachzug Geflüchteter sei erst 2017 offensichtlich geworden, sagt Kemp. Diese Daten würden derzeit in Planungen eingepflegt und bis Ende Mai in Regionalkonferenzen mit Verantwortlichen vor Ort diskutiert. Anschließend wäre zu schauen, wo um-, an- und neu gebaut werden könne. Und dann dauert es mindestens vier Jahre, bis so eine Schule wirklich steht. So seien nun mal die Abläufe. „Daher kann ich sagen, es wird zu Beginn des neuen Schuljahres keine neue Grundschule Überseestadt geben.“

Markus Otten, Sprecher der Elternsprecherinnen Waller Grundschulen, dauert das alles zu lang. „Für Schuljahr 2018/19 gibt es etwa 70 Erstklässler mehr in Walle als Plätze, daher wird jetzt Vierzügigkeit an der Nord- sowie Melanchthonstraßenschule etabliert und Kinder müssen auch nach Gröpelingen verschoben werden. Die Schule an der Fischerhuder Straße ist dann fünfzügig.“ Eine Hausmeisterwohnung und auch die in Eigenleistung aufgebaute Bibliothek an der Melanchthon­straße müssen fürs Draufsatteln zum Klassenraum umgebaut werden. „Zudem fallen Differenzierungsräume weg. Klassenübergreifendes Lernen ist kaum noch möglich“, sagt Otten, „die Grundschulausbildung wird nicht verbessert, sondern verschlechtert“.

Der freie Raum, der durch jahrelang sinkende Geburtszahlen an Schulen entstand, diese sogenannte „demografische Rendite“ ist in allen Bremer Stadtteilen inzwischen aufgebraucht – „in Walle hat es sie durch den Zuzug nie gegeben“, betont Otten. Daher sei es Teil der strategielos wirkenden Schulpolitik gewesen, die Grundschule an der Elisabethstraße vor gut zehn Jahren zu schließen.

Aktuell sieht er ein breites Bündnis für eine sofortige Übergangslösung. Deswegen steht das Thema auch auf der Tagesordnung des Bildungsausschusses in Walle am 31. Januar. Warum nicht einfach eine Containerschule auf dem Platz des gerade abgebauten Flüchtlingsdorfes an der Nordstraße einrichten? Und es gebe diverse weitere mögliche Standorte, heißt es. Kemp: „Aufgrund der laufenden Entscheidungsprozesse muss ich sagen, auch eine Lösung mit Containerklassen wird es zum nächsten Schuljahr noch nicht geben.“

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