piwik no script img

mitreden, obwohl ich keine ahnung habeBraille, ist das nicht diese Babynahrung? Ähm … nein

Acht schlaue Sätze für die nächste Party

1. Der Playboy erschien in den Jahren 1970 bis 1985 auch in der Brailleschrift. Übersetzt bestand das Magazin dann nicht mehr nur aus einem Heft, sondern aus vier – alle auf braunem Kartonpapier. (Nein, ertastbare Bilder gab es nicht.)

2. Bei einem Unfallin der Sattlerwerkstatt seines Vaters verlor Louis Braille als kleines Kind sein Augenlicht. Er verletzte sich mit einer Ahle, einem spitzen Metallstift, am rechten Auge. (Mit dem gleichen Werkzeug entwickelte er später die Blindenschrift, indem er Punkte in Leder drückte.)

3. Der Direktor der Blindenschule, auf die Louis Braille ging, verbot die Punktschrift. Er war der Meinung, dass sich Blinde durch eine Schrift, die Sehenden unbekannt ist, isolieren würden. (Die Alternative, nämlich blinde Analphabeten, schien ihn hingegen nicht zu stören.)

4. Im Alter von 27 Jahren übertrug Louis Braille einige Werke des blinden englischen Dichters John Milton in die von ihm entwickelte Brailleschrift. Bei einem öffentlichen Vortrag wollte er den Beweis erbringen, dass er damit schnell lesen und schreiben kann. (Half aber leider nichts – seine Zuhörer glaubten, er habe die Texte auswendig gelernt.)

5. 100 Jahre nach seinem Tod ließ die französische Regierung Brailles Körper exhumieren und in das Panthéon in Paris, die Grabstätte berühmter französischer Persönlichkeiten, überführen. (Allerdings ohne seine Hände – die blieben in ­Brailles Grab an seinem Heimatort Coup­vray.)

6. Unsere Fingerkuppen können sogar kleinste Erhebungen von gerade einmal 0,006 Millimetern erspüren. (Ein Punkt der Blindenschrift ist 167-mal höher.)

7. Beim Ertasten der Blindenschrift reagieren die sogenannten Mechanorezeptoren der Haut unterschiedlich. Stichwort: Meissner-Körperchen, Ruffini-Körperchen, Vater-Pacini-Körperchen und Merkel-Zellrezeptoren. (Nein, Letztere haben nichts mit der gleichnamigen Bundeskanzlerin zu tun, sondern sind nach dem Göttinger Anatomen Friedrich Merkel benannt, der die Zellen im Jahr 1875 entdeckte.)

8. In Deutschland erscheinen jährlich nur etwa 500 neue Bücher in Brailleschrift. Sie nehmen allerdings sehr viel mehr Platz ein als herkömmliche Bücher: So ergeben 500 Seiten in Schwarzschrift ungefähr 1.500 Seiten in Brailleschrift. (Für alle drei Teile von „Herr der Ringe“ braucht man dann schon einen Bollerwagen für den Transport – die Brailleversion umfasst immerhin 15 Bände.)

Franziska Seyboldt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen