Raufgestiegen: Die Elphi war’s
Dahingestellt, ob’s einen gleich an die Händler erinnern muss, die der Erzählung nach der Religionsstifter aus dem Jerusalemer Tempel vertrieb. Sehr wohl aber ging es um – vorenthaltenen – Umsatz an hohem Ort, als zu Wochenanfang ein Klagegesang erklang: Der Hauptpastor von St. Michaelis, Alexander Röder, wies darauf hin, dass seinem Gotteshaus weniger als früher die Besucher aufs Dach steigen, genauer: den markanten Turm. Es mag dem Mann auch um zu rettende Seelen gehen, aber ausbleibende Touristen müssen ihn interessieren, weil sie Geld bescheren: Fünf Euro zahlen Erwachsene für den Michelturm, dreifünfzig kostet er Kinder.
Einen Schuldigen gibt’s auch, nicht gleich Satan, den überm Haupteingang Erzengel Michel zur Strecke bringt. Nein, frei nach Schiller vergällt eine böse Nachbarin dem Frommen da das Sein: Weil alle Welt für lau auf die Elphi-Plaza steigt, veröden Hamburgs Hauptkirchenaussichtstürme, manche jedenfalls: Neben dem Michel jammerte es so auch aus St. Petri.
Es geht im Kern also um eine Art Wettbewerbsverzerrung. Ist das nun himmlischer Beistand für alle, die lieber früher als später Eintritt erhoben sehen möchten für den Konzerthausbalkon? Christoph Lieben-Seutter, Hauptpast-, Pardon, Intendant der Elbphilharmonie, schmeißt in dieser Sache ja gerne mal Teststeine in die sprichwörtlichen Tümpel – und wartet ab, wie hoch die Wellen schlagen.
Oder ist der Ruf der Kirchen schon so ruiniert, dass sie sich nicht groß aufhalten müssen mit Zurückhaltung – anders als die so viel teurer als geplant zustande gekommene, dabei vom Steuerzahler bezahlte Musikimmobilie, der nun daran gelegen sein muss, das mit dem „Haus für alle“ auch mit Leben zu erfüllen?
Unter einer Bedingung wären wir vielleicht willens, eine Plaza-Kostenpflicht doch zu akzeptieren: Wenn das da eingenommene Geld sorgen würde für einen wieder zu erklimmenden, nun ja, Tele-Michel. Alexander Diehl
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