Trump trifft Cohen

Der Filmwissenschaftler Urs Spörri spricht in Hamburg über Filme mit der Musik von Leonard Cohen und über Donald Trump

Von Wilfried Hippen

Zusammenstellungen sind im Pop verbreitet, nicht nur in der Musik, sondern auch im Film. Und so zieht auch der Filmwissenschaftler und Publizist Urs Spörri mit einer Art Kompilation durch das Land. In seinem Vortrag „Donald Trump, der Schauspieler“ zeigt er Filmausschnitte und hat damit in den Kommunal- und Programmkinos einen kleinen Hit gelandet.

Seit 1985 ist Donald Trump in über 25 Film- und Fernsehproduktionen aufgetreten – meist spielte er dabei sich selber. Urs Spörri fragt in seinem Vortrag, ob diese über drei Jahrzehnte lange Medienpräsenz dazu beigetragen habe, dass Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Unter den Ausschnitten sind auch Auftritte Trumps mit Hugh Grant, Whoopie Goldberg und Will Smith, die diesen heute peinlich sein dürften. Außerdem taucht Trump sogar in einem Woody-Allen-Film auf.

Am bekanntesten ist wohl die nur wenige Sekunden lange Szene in „Kevin allein in New York“, in dem er dem kleinen Titelhelden den Weg zum Foyer des Plaza-Hotels zeigt. Dabei handelte es sich um einen Deal, denn das Hotel gehörte Trump und er knüpfte die Drehgenehmigung an seinen Auftritt.

Als visionär gilt dagegen Trumps Rolle in der Zeichentrickserie „The Simpsons“, in der schon 2000 von seiner Präsidentschaft fabuliert wurde. Hier geht das Land ökonomisch zugrunde und Lisa Simpson wird zur nächsten Präsidentin gewählt.

Spörris Vortrag ist so unterhaltsam wie politisch fundiert. Er lohnt sich alleine schon deshalb, weil er daran erinnert, wie allgegenwärtig dieser Trump schon vor dem Wahlkampf in den US-amerikanischen Medien war.

Besonders kontrastreich ist die Gegenüberstellung von Trump und Leonard Cohen, die Spörri in einem Vortrag am Freitag (20 Uhr, Metropolis, Hamburg) vornimmt. Bekannt sind etwa die Konzertfilme des kanadischen Sängers und Komponisten und im Anschluss an den Vortrag wird „I’m Your Man“ aus dem Jahr 2005 in ganzer Länge gezeigt, in dem auch Nick Cave und Rufus Wainwright die Lieder Cohens interpretieren.

Obwohl Cohen selbst nie Filmmusik komponierte, sind seine Stücke doch gern gewählt: In rund 250 Filmen wurden diese bereits verwendet. Spörri zeigt die Bandbreite der Genres und Stile, in denen Cohens Musik wirkungsvoll zum Einsatz kam: Er verbindet etwa Rainer Werner Fassbinder, Robert Altman und Quentin Tarantino –in Lars von Triers „Breaking the Waves“ wurde außerdem „Suzanne“ und im Trickfilm „Shrek“ „Hallelujah“ gespielt.

Das Metropolis startet mit dieser Veranstaltung eine Retrospektive mit Filmen, in denen die Musik Cohens zu hören ist.

Mit dem Vortrag „Donald Trump, der Schauspieler“ war Spörri bereits mehrmals in Hamburg zu Gast. In Oldenburg war er gerade auf ein Kolloquium für Kinderärzte geladen. Am Samstag kann man ihn ab 19 Uhr im B-Movie auf St. Pauli erleben.