wie machen sie das?
: Die ohne Smartphone

Hanna Lompa, 24, lebt seit zwei Jahren ohne Smartphone. Sie studiert Design an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach.

taz am wochenende: Frau Lompa, Messenger, Online­kalender und Bahnverbindungen – die meisten Menschen organisieren sich übers Smartphone. Sie sind in keinen Gruppenchats, weil Sie kein Smartphone haben. Wie machen Sie das?

Hanna Lompa:Ich hab so ein blaues Nokia ohne Kamera und ohne Internet, da kann ich angerufen werden und SMS empfangen. Ich bekomme also in der Regel alles Wichtige mit. An der Uni wissen meine TutorInnen und KommilitonInnen, dass ich kein Smartphone habe, und rufen mich an, wenn was ist. Und in den Hochschulgremien, in denen ich mitarbeite, läuft die meiste Kommunikation noch über E-Mail. Diese Gruppenchats, in denen ständig neue Nachrichten reinkommen, waren auch ein Grund, warum ich mein Smartphone nach zweieinhalb Jahren wieder abgeschafft habe.

Was hat Sie noch gestört?

Dass der Akku immer leer war. Ich hab mich geweigert, eine Powerbank zu kaufen, weil ich mich nicht darum sorgen wollte, dass mein Telefon immer versorgt ist. Außerdem konnte ich mir keine zwei Uhrzeiten mehr merken: Wenn ich mit dem Zug unterwegs war, hab ich zwischendurch fünf Mal die Verbindung gecheckt. Jetzt schau ich das vorher nach und merk es mir.

Ist Ihr Verzicht auch Gesellschaftskritik?

Ich finde diese Smartphone-Kultur schon nicht so toll, das stimmt. Die Leute hängen nur noch an dem Ding. Als ich eins hatte, war ich auch mehr damit beschäftigt, als ich wollte. Natürlich schreib ich auch mal ’ne SMS, wenn ich in Gesellschaft bin. Aber manchmal sitze ich mit fünf Leuten am Tisch und alle schauen aufs Handy und ich schau in der Gegend rum. Man ist so weit weg von der Gegenwart und kommuniziert lieber mit Menschen, die nicht da sind, statt sich so zu unterhalten. Das finde ich komisch.

Vermissen Sie Ihr Smartphone auch mal?

Neulich war ich mit der Uni auf Exkursion in Amsterdam, da war die Orientierung ohne Smartphone schon nervig. Ich hab davon profitiert, dass immer irgendwer auf seinem Smartphone den Weg nachschlagen konnte. Auch wenn ich mich natürlich hätte durchfragen können oder jemanden anrufen. Überhaupt auf Reisen im Ausland – da ist es ganz praktisch, wenn man übers Smartphone kostenlos telefonieren kann und keine teuren SMS verschicken muss.

Werden Sie sich irgendwann wieder ein Smartphone anschaffen?

Im Moment finde ich es ganz schön, dass ich keins brauche. Aber es kann schon sein, dass ich irgendwann mal wieder eins haben werde.

Interview Christina Spitzmüller