was tun in hamburg?
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bis 6. 1., HAW, Berliner Tor 21, Aula

Relativ vernünftig

Gerade sorgt der US-Amerikaner Mike Hughes mit einem kuriosen Projekt für Furore: Mit einer aus Schrott gebauten Rakete möchte der Taxifahrer beweisen, dass die Erde eine Scheibe ist. Die Rundung: ein infamer Fake der Lügenfabrik Nasa. Dass es womöglich sein letzter Ausflug sein könnte, dafür wiederum macht Hughes die Gravitation verantwortlich. Die wiederum, folgt man einer anderen, sehr viel besser bewiesenen, aber auch sehr viel seltener verstandenen Theorie, nur eine Scheinkraft ist: Tatsächlich, so folgt aus der Einstein’schen Allgemeinen Relativitätstheorie, ist Gravitation der Effekt einer Raumzeitkrümmung. Wer nun unentschieden ist, wie es tatsächlich um die Erdform steht, hat in Hamburg jetzt die Möglichkeit, sich den Einstein’schen Grundgedanken mal ganz anschaulich näherbringen zu lassen: Die Wanderausstellung „Einstein inside – 100(+) Jahre Allgemeine Relativitätstheorie“ holt all das darin steckende Abstrakten nämlich interaktiv ins Fassbare und will, unter anderem mit Computerspielen, auch dafür sorgen, dass das Ganze Spaß macht. Günstiger als eine Rakete zu bauen ist das allemal. Und gesünder auch. (matt)

Mi, 29. 11., 20 Uhr, Golem

Freies Seufzen

Ob nach den Golem-Abschiedsfeierlichkeiten überhaupt noch welcher übrig ist? Zum Rotweintrinken, wie es dem Klischee nach so gut zum Jazzhören passt, taugt das Programm der letzten dort abgehaltenen „Fat Jazz“-Ausgabe aber auch gar nicht: Mit dem Pianisten Alexander von Schlippenbach und seinem Trio – Schlagzeuger Paul Lovens und Saxofonist Evan Parker – hat man echte Free-Jazz-Aristokratie im die Pforten schließenden Haus, was die falschen Leute sicher folgerichtig fänden: In ihren Ohren nämlich klingt diese Musik ja wie schweres Abrissgerät.

Versöhnlich dann der allerletzte Seufzer der Reihe, die ab Mitte Dezember im Feldstraßenbunker wiederaufersteht: Meander Mountain, ab 23 Uhr auf der Bühne, sind ein deutsch-lettisch-polnisches Quartett, bei dessen Gründung die dänische Hauptstadt Kopenhagen auch noch irgendwie Patin stand, und dessen befreiter Jazz schon mal wuselt wie eine Handvoll Ameisen, dabei aber stets einen blütenweißen Kragen behält.

Di, 28. 11, 20 Uhr, B-Movie; Mi, 30. 11., 21 Uhr, GoMokry

Bedröhnter Zeitraffer

In den 80ern war es ein recht beliebter Kifferzeitvertreib: Godfrey Reggios beinahe gänzlich ohne Sprache oder – im engen Sinne – Narration auskommender Öko-Endzeit-Experimentalfilm „Koyaanisqatsi“, zu dessen mancherorts legendärem Status auch beitrug, dass damals der noch recht neu tönende US-Minimalist Philip Glass erstmals in die – vom Konzerthaus aus gesehen – Niederungen der Filmmusik hinabstieg. Da ist es umso bemerkenswerter, dass in jüngerer Vergangenheit gleich mehrere Versionen des Films mit neuer, also nicht Glass’scher Musik in Umlauf kamen: Neulich erst spielten die britischen Neo-Acid-Jazzer Go Go Penguin dazu in der Elbphilharmonie, und jetzt kommen We Stood Like Kings.

Das Postrock-Quartett aus Brüssel umgibt sich mit Formeln wie „Chopin trifft auf meets Pink Floyd trifft auf Explosions In The Sky“, und wenn Sie Letztgenannte gar nicht kennen – auch nicht schlimm. Zu Reggios Zeitraffer-Zivilisationskritik fahren sie Breitwandgitarren-Überwältigungsästhetik auf und versprechen, was auch bei Kiffern immer ganz gut ankommt: geflashte Sinne, Mann. (aldi)