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: Prinz Harry ist verlobt und will Meghan Markle heiraten

Die britische Königsfamilie wird im Frühjahr 2018 wieder eine große Hochzeit feiern. Für Großbritannien ist das eine willkommene Ablenkung in Zeiten der Brexit-Sorgen

Das Neue

Der britische Prinz Henry von Wales, allgemein als „Prinz Harry“ bekannt, wird im Frühjahr 2018 seine US-amerikanische Verlobte Rachel Meghan Markle heiraten. Dies hat Clarence House, der Amtssitz von Harrys Vater, dem aktuellem direkten Thronfolger Prinz Charles, am Montag bekannt gegeben. Der genaue Termin wurde noch nicht genannt, die Verlobung damit aber erstmals öffentlich gemacht.

Der Kontext

In den vergangenen Monaten hatten sich Gerüchte, dass Harry und Meghan ein Paar sind, in Gewissheit verwandelt – dank sorgfältig inszenierter gemeinsamer Auftritte mit selbst für Fotografen erkennbarer Nähe der beiden. Das führte in Großbritannien zu einem kaum mehr auszuhaltenden Ausstoß an faktenfreien Glamourberichten über das nächste Prinzenpaar. Dem musste in Zeiten des Kampfes gegen Fake News dringend Einhalt geboten werden. Nach dem 70. Hochzeitstag, den die Queen und ihr Mann Philip vor einer Woche gefeiert haben, war nun die Bahn frei für den nächsten Paukenschlag aus der Royal Family.

Die Reaktionen

Die Nachricht verdrängte sämtliche anderen Themen sofort aus den Schlagzeilen. Auf Twitter gab es innerhalb von zwei Stunden weit über 100.000 Tweets zum Thema, zumeist sinnfrei. Die Queen ließ wissen, sie sei „entzückt“. Königshausexperten erklärten, Meghan werde nach der Hochzeit keine Prinzessin Meghan sein, sondern Prinzessin Harry, wohl aber Herzogin von Sussex, wobei auch Clarence, Connaught, Cumberland, Albany und Teviotdale theoretisch möglich wären. Die Webseite der Daily Mail, die größte Tratschseite der Welt, präsentierte die Verlobung als wohltätigen Akt mit der Überschrift „Geschiedene amerikanische Schauspielerin soll Mitglied der königlichen Familie werden“. Dazu gab es eine – außerordentlich lange – Kolumne über Harrys bisherige Freundinnen, garniert mit Online-Werbung für Meghans Sonnenbrille für 120 britische Pfund (135 Euro) und dem Hinweis: „Preise können andere sein als dargestellt.“

Die Konsequenz

Die Harry-Hochzeit im Jahr 2018 fällt in die voraussichtlich entscheidende Phase der Brexit-Verhandlungen und signalisiert, dass die Königliche Familie jetzt nicht etwa provinziell wird, wie es Williams Heirat mit einer Engländerin hätte vermuten lassen können. Eine US-Amerikanerin mit Migrationshintergrund als neueste Prinzengattin, die in Hollywood zur Schule gegangen ist und zerrissene Jeans trägt – so soll sich das hypercoole „Global Britain“ vom schwerfälligen alten Groko-Europa absetzen.

Und: Zum ersten Mal seit fünf Jahren werden 2018 weder Wahlen noch Volksabstimmungen die britische Nation erregen, sondern königlicher Zuwachs: eine Frau für Harry und dann auch noch, wie im September angekündigt, ein drittes Kind für William und Kate.

Ist das nicht aufregend? Millionen Menschen, vor allem aus Amerika, werden in wenigen Monaten London stürmen und in Ekstase fallen.

Europa? Nie gehört. Markle schlägt Merkel. Dominic Johnson

taz zwei