Kunstrundgang: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Gleich vier Messen werden Berlin in zwei Wochen wieder zum Mekka der aktuellen Kunst machen: Mit der 10. Ausgabe kann man das Art Forum in den alten Messehallen wohl getrost als Mutterveranstaltung bezeichnen, deren Kinder von Jahr zu Jahr zahlreicher werden. Zwei haben bereits letztes Jahr das Licht erblickt: der Kunstsalon in der Arena, in dem sich Berliner Projekträume, Institutionen und „alternative“ Galerien vorstellen, sowie die Berliner Liste, die in diesem Jahr im ehemaligen Vitra Design Museum residiert und Galerien aus In- und Ausland Platz bietet. Neu dazugekommen, oder eher von der Liste abgespalten, hat sich die Preview, die – wie sollte es anders sein – in- und ausländische Galerien präsentiert. Ob es sich dabei eher um einen siamesischen Zwilling der Liste handeln wird, bleibt zu erkunden. Wer neben dem Messetrubel noch Luft schnappen, aber nicht auf Kunst verzichten möchte, kann sich auf den Pfad der Heimspiele begeben. 28 Galerien aus Mitte haben sich dafür zusammengetan und laden zu Frühstücken, Vorträgen oder Performances ein. Dazu gehört auch die Galerie Deschler, die Arbeiten des Berliner Malers Rainer Fetting ausstellt. Interessant ist, was im Keller zu entdecken ist. Fetting hat den aus Sibirien stammenden Slava Mogutin und Brian Kenny aus New York mitgebracht und die ihre Rauminstallation „Wigger“. Beide sind bekennende Wigger, Weiße also, die schwarze HipHop-Kultur in Mode, Sprache und Lebensstil nachahmen. Im vorderen Teil des Gewölbes rücken Fotos, Zeichnungen und Graffiti schwule Macho-Klischees ins Blickfeld, während sie weiter hinten zerlegt werden, wenn ein junger Mann, mit Kampfstiefeln und Unterhose bekleidet, sich auf der Straße liegend krümmt, während ein zweiter Eier auf seinem Körper zerdrückt. Vieles ist halt doch nur Show.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen