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GALERIE GERHARDSEN GERNERAuf Hochglanz poliert

Vasen werfen und Porzellan zerschlagen gehören zu den klassischen Kulturtechniken, der Wut, Luft zu verschaffen. Das Künstlerduo Yarisal & Kublitz entemotionalisierte und automatisierte diesen Vorgang mit der „Anger Release Machine“: Nach dem Einwurf einer Münze würde eine Spirale eine fragile Preziose wie einen Schokoriegel nach vorn schieben, sodass sie im Ausgabeschacht zerklirren müsste. Die Installationen von Yarisal & Kublitz sind leider nicht zur Benutzung bestimmt. Sie regen aber den Assoziationsfluss an. Auch die Objekte, die sie jetzt bei Gerhardsen Gerner präsentieren. In einem kostbaren Eierbecher, der aus polierten Ringen und zwei emaillierten Kastanienhälften besteht, ein Paar Kugeln aus Jade. Eine andere Skulptur aus Bällen, Schalen und Schäften sieht mal wie ein Gesicht aus und mal wie ein Gemächt. Schwülstige Schallplattenhüllen oder zum Kokainkonsum vorgerollte Dollarnoten formieren sich zu Fetischplastiken für die Designerwohnung. Yarisal & Kublitz sakralisieren das Profane, humorisieren das Pathetische. Ihre Arbeiten sind absurd, rühren aber an universelle Gefühle. Lust und Laster, Hoffen und Verlangen gießen sie in messingblanke und perlmuttschimmernde Statuen der Doppelbödigkeit. WOE

■ Yarisal & Kublitz, bis 23. 11., Mi.–Sa., 11–18 Uhr, Holzmarkstr. 15–18

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