Berliner fehlen wieder im Finale

Mit den höheren Zielen ist es nichts: Hertha BSC unterliegt in der zweiten Runde des Pokals daheim Köln

Von René Hamann

Das war es schon wieder. Erneut wird das DFB-Pokalfinale im Mai nächstes Jahr in Berlin ohne einen Klub aus der Hauptstadt stattfinden. Nachdem der 1. FC Union bereits am Dienstag in Leverkusen unterlegen war, schied auch Hertha BSC nach einer eher besorgniserregenden Leistung aus dem laufenden Wettbewerb aus. Gegen den anderen rheinländischen Klub, den 1. FC Köln, setzte es am Mittwochabend in der zweiten Runde des Pokals eine verdiente 1:3-Heimniederlage.

Dabei hatte es nicht schlecht begonnen. Hertha legte einen schwungvollen Start hin und drängte mutige Kölner immer wieder in deren Hälfte zurück. Salomon Kalou und Freistoß­experte Marvin Plattenhardt prüften FC-Torwart Timo Horn, Zählbares sprang allerdings nicht dabei heraus. Anders der FC: Mit der ersten Torchance gelang den Kölnern auch schon der Führungstreffer (Simon Zoller, 35. Minute). Dominic Maroh besorgte nach einer Ecke noch vor der Pause die etwas überraschende 2:0-Führung für die erstaunlich effizienten Kölner, die – der kollektive Jubel um Trainer Peter Stöger nach dem 1:0 zeigte es – gewillt waren, sich frei zu spielen und ihre Krise (Tabellenletzter der Liga) abzuschütteln. Diese scheint nun in Berlin haltzumachen.

Denn nicht nur, dass die Herthaner unter einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine gehen mussten. Es scheint in diesem Herbst wieder mal nicht zu laufen für die Blau-Weißen. Dabei spielte die Hertha so auf, wie sie es auch sonst tut: mit einem kompakten Mittelfeld, einer weitgehend undurchlässigen Defensive (die sich diesmal aber erstaunliche Fehler leistete) und Zug nach vorne. Die Problemfelder wurden aber ebenso offensichtlich: Das Kreativspiel ist tendenziell zu bieder, der Kader entweder zu überaltert (Kapitän Vedad Ibisevic blieb zunächst auf der Bank, Ersatz Davie Selke blieb blass) oder zu mittelmäßig. Spieler, die den Unterschied machen können, gibt es zu wenige – und wenn sie wie der Ex-Kölner und Ex-Bayern-Spieler Mitchell Weiser unter Form bleiben, rührt sich kaum etwas nach vorne.

Eher blass auch in der zweiten Hälfte

In Halbzeit zwei sah es also auch nicht besser aus. Christian Clemens schloss den entscheidenden Konter zum 3:0 für die Kölner ab (64. Minute). Der Anschlusstreffer durch Niklas Stark nach einem Eckball (69.) ließ noch einmal Hoffnung aufkommen – aber die Hertha blieb insgesamt eher blass. Am Ende waren es die Kölner, die feiern konnten.

Es ist so: Dem Hauptstadtklub aus dem Westen fehlen augenscheinlich die Mittel, um höhere Ziele zu erreichen. Unter Trainer Pal Dardai wird ein kompakter, aber eben auch biederer, langweiliger Fußball geliefert, der im Guten für einen Platz im oberen Mittelfeld der Liga reichen kann. Im Schlechten könnte jetzt ein Abwärtssog eintreten – die nächsten Heimspiele gegen den HSV am Samstag und Luhansk in der Europa League werden richtungsweisend sein.

Die Ostkurve wollte die Mannschaft schon recht früh „kämpfen sehen“. Meist ist dieser Ruf bereits ein Symptom für eine Krise: Wenn nichts anderes hilft, soll verstärkter Einsatz her. Dazu kommt der Umstand, dass sich die Fans im zugigen Olympiastadion eher verlieren, wenn es nicht um die ganz großen Spiele geht: 33.459 Zuschauer klingt nicht schlecht für einen frühen Mittwochabend, Stimmung kommt da aber nicht so schnell auf.

Zumindest der beste Witz gelang den Berlinern. „Ein bisschen Weiß, ein bisschen Rot – und du siehst aus wie ein Idiot“, sangen sie den Kölnern entgegen. Denen war das egal. Die hatten den Moment auf ihrer Seite.