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Marlene Halser Mitarbeiterin der WocheFerdos Forudastan

Karikatur: Elias Hauk

„Einen echten Personal-Scoop“ nennt das Branchen-Portal kress.de den offenbar anstehenden Wechsel im Politikressort der Süddeutschen Zeitung. Ferdos Forudastan, die bis Mitte März 2017 Sprecherin von Bundespräsident Joachim Gauck war, soll Nachfolgerin von Heribert Prantl werden und die Leitung des Ressorts Innenpolitik übernehmen, schreibt kress.de. Offiziell bestätigt ist der Wechsel nicht. Forudastan wollte sich auf Nachfrage der taz nicht zu der Meldung äußern. Mitarbeiter der Zeitung gehen aber davon aus, dass die neue Personalie demnächst offiziell bekannt gegeben wird.

Ungewöhnlich ist daran dreierlei. Zum einen ist es eher unüblich, dass ehemalige JournalistInnen von der Politik wieder zurück in den Journalismus gehen. Gleichwohl bringt die 57-jährige Freiburgerin einiges an journalistischer Erfahrung mit. Unter anderem schrieb Forudastan als Bonn-Korrespondentin von 1989 bis 1991 für die taz. Im Anschluss berichtete sie für die Frankfurter Rundschau aus Berlin. Später moderierte sie die politischen WDR-Magazine „Piazza“ im Funkhaus Europa, „Themen des Tages“, „Politikum“ und die Sendung „Information und Musik“ im Deutschlandfunk. Zudem schrieb sie als Ko-Autorin Bücher zu Migration und Integration.

Heribert Prantl indes verlässt die Süddeutsche nicht, sondern soll ein neues Meinungsressort aufbauen und leiten. Auch das ist ungewöhnlich, weil die SZ auch bisher schon über eine Meinungsseite verfügte, die jedoch nicht als eigenes Ressort ausgewiesen war – und deren Autorenschaft hausintern als zu wenig divers kritisiert wird.

Ähnlich ist wohl auch die geplante Neubesetzung zu verstehen: Forudastan wäre die erste Frau, die als Leiterin der Innenpolitik ein „hartes“ Ressort der SZ führen würde. Sechs weibliche Ressortleitungen weist das Impressum der SZ bisher aus – für die Abteilungen „Kultur“, „Panorama“, „Gesellschaft und Wochenende“, „Medien“, „München und Region“ und „Seite 3“. Jedoch werden bisher nur die Ressorts „Panorama“ und „Medien“ ausschließlich von Frauen geleitet. Die von Journalistinnen gegründete Gleichstellungsinitiative ProQuote kritisiert die SZ regelmäßig für ihren niedrigen Frauenanteil.

Das Redaktionsstatut der Süddeutschen sieht vor, dass neue leitende RedakteurInnen von einem Gremium bestätigt werden müssen. Die Zustimmung soll bereits Ende dieses Monats erfolgen; Forudastan soll die neue Aufgabe laut kress.de in den kommenden Monaten antreten.

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