: Lufthansa soll ran
Der Marktführer sperrt sich, sich an einer Transfergesellschaft für Air-Berlin-Beschäftigte zu beteiligen. SPD fordert auch Kulanz für Ticketbesitzer
Von Richard Rother
Das Ringen um die Abwicklung der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin geht weiter. Damit gerät auch die Lufthansa, die einen Großteil der Air-Berlin-Maschinen samt Besatzung übernehmen will, zunehmend unter Druck. Der Marktführer solle sich gegenüber Air-Berlin-Kunden kulant zeigen, die Tickets gekauft haben für Flüge, die nicht stattfinden werden. Auch solle sich die Lufthansa an den Kosten einer Transfergesellschaft beteiligen.
„Die Lufthansa und andere Interessierte, die gute Stücke von Air Berlin übernehmen, müssen bei der Qualifizierung und Vermittlung der Air-Berlin-Beschäftigten in eine Transfergesellschaft Verantwortung übernehmen“, sagte Bundesarbeitsministerin Katarina Barley (SPD). Die Gründung einer Transfergesellschaft hat in Deutschland Tradition für Firmen mit Entlassungen. Dies zeigen die Beispiele Schlecker und Opel in Bochum.
Die Länder Nordrhein-Westfalen und Berlin haben sich dazu schon bereit erklärt, Bayern zögert noch. Berlin bietet zudem an, einen Teil der Air-Berliner in den öffentlichen Dienst zu übernehmen. Dort sind derzeit etwa 4.000 Stellen unbesetzt. Ob ein solcher Wechsel klappt, ist aber stark vom individuellen Fall abhängig.
Die Lufthansa lehnt indes ein Engagement für eine Transfergesellschaft ab. Ihr Argument: „Lufthansa hat sich mehr als jeder andere Akteur engagiert mit der Schaffung und Übernahme von 3.000 Arbeitsplätzen und Investments von 1,5 Milliarden Euro zur nachhaltigen Sicherung dieser Jobs.“ Allerdings profitiert die Airline auch indirekt von einem Überbrückungskredit des Bunds in Höhe von 150 Millionen Euro für Air Berlin.
Justizminister Heiko Maas (SPD) forderte, die Lufthansa solle Air-Berlin-Kunden entgegenkommen, deren Tickets verfallen. „Es sollte im eigenen Interesse der Lufthansa liegen, sich jetzt möglichst kulant gegenüber den Kunden zu zeigen, und Air-Berlin-Tickets auf den von ihr übernommenen Strecken zu akzeptieren“, sagte Maas und sprach von einem „wichtigen Signal, um Kundenvertrauen nicht zu verlieren“.
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