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Es geht um Kompetenzen, nicht um Weiblichkeit

betr.: „Fortschritt ist eine Schnecke“,taz.bremen vom 9. 10. 2017

Sieht aus, als könnte sich der Rollback auch in einzelnen Personen manifestieren, nicht bloß in Quoten. „Am Willen“ und „am Bewusstsein“ scheint es jedenfalls nicht nur in den Unternehmen zu fehlen. Wie sonst käme eine Frauenbeauftragte auf die Idee, zu diktieren: „Dabei täte es den Unternehmen gut, auch Frauen in Führungspositionen zu bringen.“ Nein, Frauen sind keine Deko-Objekte. Es ist nicht die nackte Weiblichkeit, um die es geht. Es sind gewisse Kompetenzen. Kompetenzen, die Frauen derzeit – statistisch nachweisbar – nur deshalb öfter zeigen als Männer, weil es tradierte gesellschaftliche Zuschreibungen gibt. Es täte Unternehmen gut, Personen einzustellen, die „soziale Kompetenz“ nicht ausschließlich mit Ellenbogenkraft, Finanzstärke und Anpassungsfähigkeit an den Willen der Herrschenden übersetzen. Ob das dann Frauen oder Männer sind, die einen Posten besetzen, wäre völlig egal. Aber dieses angebliche „Dilemma“ der „Binarität“ ist ja nur „ein total spannender Punkt“, den „wir auch diskutieren [müssen]“. Weil die Frauenbeauftragte selber zwar wahnsinnig kompetent ist nach eigener Auffassung, der Bürger an sich aber leider ziemlich blöde. Weswegen die Beauftragte, wenn sie „erfolgreich sein möchte“, eine Zuspitzung braucht: Vagina gleich gut, Penis gleich schlecht. So etwa. Was lernt der Mann daraus? Ist schon okay, wenn er ein Arschloch ist. Es gibt ja Frauen, die das ausgleichen. Ja, schön wär’s schon, wenn politische Kommunikation auch für Menschen verständlich wäre, die „keine GenderexpertInnen sind“. Für mich zum Beispiel. Leider kann ich ums Verrecken nicht begreifen, wieso ausgerechnet Frauenrechtlerinnen Frauen und Männer zu Abziehbildern einer Uralt-Ideologie machen müssen, unter der sie seit Jahrtausenden leiden. Wenn Fortschritt eine Schnecke ist, dann weil Menschen wie diese Beauftragte nur die Fehler anderer deutlich erkennen, nicht aber, dass ihr eigener Feminismus auch „hohl“ ist und „bei der Inszenierung stehen bleib[t]“. Mowgli, taz.de

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