Disco und House, fast

In einer Welt, in der es etwas gerechter zuginge, wären Denseland Popstars. Nun, vielleicht besser nicht. Denn wer weiß, was die Verpflichtungen, die mit so einem Status in der Regel einhergehen, mit der Musik anstellen würden. Ganz abgesehen davon, dass es ja immer weniger von der Sorte gibt. „Ich würde mich freuen, wenn ich endlich mal in meinem Leben auch ein Popalbum gemacht haben sollte“, meinte jedenfalls der Denseland-Sänger David Moss in der taz, als vor vier Jahren ihr Album „Like Likes Like“ erschien.

Ob sich das mit dem Pop auf ihrem neuen Album „Disco Dictionary“ einstellt, ist dann aber doch die Frage. Das Berliner Trio, zu dem neben Moss der Schlagzeuger und Klangforscher Hanno Leichtmann und der Bassist Hannes Strobl gehören, hat allerdings ein Gespür für reduzierte Songs, deren straffer, repetitiver Funk sich bestens mit einer eher luftigen Produktion verträgt. Hier werden keine Töne verschwendet.

Das kann man etwa im Song „Technology“ nachvollziehen, der mit einem Minimum an Einsatz den größtmöglichen Effekt erzielt. Wie Loops setzen Leichtmann und Strobl ihre sparsamen Elemente zusammen. Moss, der über ein ganzes Arsenal an extended vocal technique verfügt, hält bei Denseland stark an sich. Man könnte meinen, er spreche bloß.

Wobei „Disco Dictionary“ sich diesmal des Öfteren an den achtziger Jahren orientiert, Elemente von Post-Punk und Verwandtem integriert. Manchmal ist das, für Denseland-Verhältnisse zumindest, eine Spur zu viel geraten. Was aber immer noch ziemlich übersichtlich ist.

In einer gerechten Welt wäre auch der japanische Produzent NHK yx Koyxen einer größeren House- und Techno-interessierten Öffentlichkeit bekannt. Dazu besteht jetzt insofern Gelegenheit, als das jüngste Album des Wahlberliners, „Exit Entrance“, bei der alternativen Clubmusik-Institution DFA Records erscheint.

Doch auch Kohei Matsunaga, so sein bürgerlicher Name, ist dankenswerterweise mehr am spielerischen Umgang mit seinen verwendeten Materialien interessiert als an brachialen Clubmonstern. Lieber bastelt er filigran vibrierende Spinnennetze aus bunt zusammengestrickten elektronischen Fäden. Tanzen? Egal. Hören! Tim Caspar Boehme

Denseland: „Disco Dictionary“ (Arbitrary)

NHK yx Koyxen: „Exit Entrance“ (DFA)