: Böser Wind reißt eine Schneise
Sturmtief Xavier sorgt für Verwüstung und Tote
Von Benno Schirrmeister
Eine Schneise – selten hat der Begriff besser gepasst, als auf den Verlauf des ersten Herbststurms, Xavier. Mindestens sieben Todesfälle hat er verursacht, die Zahl der Verletzten ist bislang noch nicht ermittelt.
Das Sturmtief, ein sogenannter Schnellläufer, war in der Nacht zu Donnerstag von Großbritannien zur Nordsee marschiert, so drückt es der Deutsche Wetterdienst aus. Am späten Vormittag hatte er erst das deutsch-dänische Grenzgebiet erreicht, dann entwickelte sich „besonders auf der West- und Südflanke des Tiefzentrums das kräftigste Sturmfeld“: Das traf mit voller Wucht bei Wilhelmshaven aufs Festland. Unter anderem ließ er einen 1.000 Tonnen schweren Verladekran umstürzen.
Von dort ist Xavier quer durch Niedersachsen gezogen, in einem „breiten Streifen“, so der Wetterdienst. Seine Höchstgeschwindigkeit erreichte er im Harz. Mit 178 Stundenkilometern war er dort nur unwesentlich langsamer als der bislang stärkste Sturm des Jahrhunderts, der Orkan Christian, der im Oktober 2013 fast den gleichen Weg genommen hatte.
Zwar ist der böse Wind gen Osten dann allmählich etwas abgeflaut, er war allerdings selbst in Berlin noch stark genug, um für fast noch größeres Chaos zu sorgen als in Hamburg, Bremen, Braunschweig und Hannover.
Auch am Freitag noch war der Zugverkehr von dort und rund um Hamburg weitgehend eingestellt: Die Strecke von Berlin nach Hamburg war gesperrt, die nach Hannover auch. Kein Zugverkehr war bis Freitag zwischen Ostfriesland und Bremen möglich. Kein Zugverkehr auch von Bremen nach Hannover. Von Osnabrück nach Hamburg und zurück war der Zugverkehr eingestellt worden. Gesperrt blieb auch die Strecke von Magdeburg nach Hannover, ebenso wie die zwischen Hamburg und Kiel und Hamburg und Westerland auf Sylt. Dicht blieben die regionalen Metronom-Linien zwischen Cuxhaven, Stade und Hamburg, auch die zwischen Hamburg, Rotenburg und Bremen. Die zwischen Lüneburg und Hamburg konnte nur mit Einschränkungen bedient werden.
Fast am schlimmsten getroffen hatte der Orkan die 400 Reisenden im Eurocity nach Amsterdam. Am Nachmittag ging die Reise nicht weiter, ihr Zug war gestrandet. Sie mussten die Nacht in Bad Bentheim verbringen. Ein Albtraum.
Die materiellen Schäden wurden am Freitag noch erfasst, die Aufräumarbeiten dauerten bei Redaktionsschluss noch an.
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