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Croonen für die Massen

GROSSE GESTEN Der Sänger und Songwriter Neil Diamond feiert sein – großzügig ausgelegt – 50. Bühnenjubiläum auch in Hamburg

Er war kein seltener Gast in westdeutschen Mittelklassehaushalten mit einer gewissen Aufgeschlossenheit, in den 70ern und auch noch danach. Nicht persönlich, klar. Aber musikalisch: Küchenkofferradiotaugliche Hits hat Neil Diamond nun wirklich ein paar Handvoll im Repertoire, und dazu noch die, die er für andere geschrieben hat.

„I’m A Believer“ etwa: Mit dieser Kaugummipopnummer, in Szene gesetzt von den Monkees, jener für eine Fernsehserie erfundene Band, nahm seine Karriere, nun, nicht ihren Ausgang. Aber sie nahm 1966 deutlich an Fahrt auf für den gebürtigen Brooklyner mit russischen und polnischen Vorfahren. Mehr als zehn Millionen Singles, also reale, anfassbare Exemplare, gingen davon weltweit über den sprichwörtlichen Ladentisch – arg häufig geschah das nicht wieder.

Wen Radiomusik – die allzu oft ja vor allem eines soll: nicht unangenehm auffallen – nicht erreichte, der hatte mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit doch diese eine Platte zur Kenntnis genommen (und das hieß in vordigitalen Zeiten ziemlich regelmäßig auch gekauft): „Jonathan Livingston Seagull“, Diamonds enorm erfolgreicher Soundtrack zum mäßig erfolgreichen Film nach Richard Bachs Roman aus dem Jahr 1973, deutscher Titel: „Die Möwe Jonathan“.

Wer nun gar nicht schnell genug weit genug weg konnte von der Musik aus dem elterlichen Stereomöbel, selbst der konnte später wieder bei Diamond gelandet sein: Sein textlich bemerkenswert creepy wirkender Song „Girl, You’ll Be A Woman Soon“ fand sich, gecovert von Urge Overkill, 1994 auf dem „Pulp Fiction“-Soundtrack. Und 2005 sowie 2008 dann ließ Diamond sich von Produzenten-Wizard Rick Rubin maximal entschlackt in Szene setzen, so wie der das auch schon mit Johnny Cash sehr erfolgreich getan hatte: So gut, so ernstzunehmend auch hatte der einstige Lohnschreiber lange nicht geklungen. Wo wir schon bei Cash sind: Ein Baustein von dessen spätere Legendenwerdung war das von Rubin produzierte Album „Solitary Man“. Und dessen Titelstück war – eines von Neil Diamond. ALDI

Di, 26. 9., 20 Uhr (Einlass ab 18 Uhr), Barclaycard Arena

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