Fake-News-Vorwürfe aus Köln

MEDIEN „Mopo“-Verleger murrt über Entlassungs-Brandbrief der Bürgerschaft. Warnstreik in Hamburg

Es war ein seltenes Beispiel von Eintracht: Die Spitzen aller Bürgerschaftsfraktionen – abgesehen von der AfD – bekundeten dieser Tage ihre Solidarität mit der Hamburger Morgenpost (Mopo). Anlass waren die Umbaupläne des Verlagshauses DuMont, die signifikante Stellenverluste bei der Boulevardzeitung zur Folge haben dürften (taz berichtete): Im August schon hatte DuMont bekanntgegeben, elf der 65 Mopo-MitarbeiterInnen kündigen zu wollen, vier Kündigungen seien bislang ausgesprochen, teilte der Verlag gestern der taz mit.

Aus Sicht des Kölner Medienhauses war die seltene Eintracht der Hamburger Lokalpolitik von einem entscheidenden Makel gezeichnet: Wie am Mittwoch zuerst der Online-Branchendienst Meedia berichtete, war die DuMont-Spitze sichtlich verärgert wegen falscher Angaben, mit denen die versammelten FraktionschefInnen argumentiert hatten. Denn in dem „Brandbrief“ nach Köln beklagten sie den drohenden „Abbau von 65 Stellen“ – nicht nur von elf Jobs.

„Offenkundig haben sie sich von gezielt platzierten Falschinformationen leiten und damit instrumentalisieren lassen“, erklärte nun DuMont, dabei seien im August ja die medienpolitischen Sprecher allesamt „detailliert“ informiert worden. Aus deren Reihen war gestern nicht zuletzt Verwunderung über den Zahlenfehler zu vernehmen – der Brief sei aber eine Aktion der Fraktionsspitzen gewesen, nicht der Fachleute.

„Populistisch und faktenfrei“

Der auf falschen Angaben basierende Appell sei offenbar „ungeprüft von allen Fraktionen in der Hamburger Bürgerschaft übernommen und gezeichnet worden“, so DuMont weiter. „Ein bemerkenswerter Vorgang angesichts der aktuellen politischen Debatten in unserem Lande – populistisch, faktenfrei, undifferenziert“.

Und die Kölner gehen in die Offensive: Während DuMont beschlossen habe, „für die nachhaltige Zukunftssicherung der Mopo einzutreten“, lasse sich „dieser erforderliche Wille von Seiten der Politik jedoch noch nicht zwingend ablesen“. Diese Kritik wiederum bezeichnet Stephan Jersch, medienpolitischer Sprecher der Linken, gegenüber der taz als „völlig abwegig“.

Derweil wurde im betroffenen Betrieb an der Griegstraße gestern zeitweise die Arbeit niedergelegt: Zu einem zweistündigen Warnstreik hatten der Deutsche Journalistenverband (DJV) und die Gewerkschaft Ver.di aufgerufen. Nach DJV-Angaben beteiligten sich rund 30 Beschäftigte. ALDI