Spiritus Mundi: Vom „Männerabend“ bis zum „Stress im Büro“
Weinprobe
VonMichael Pöppl
Knallbunte Wände, alte Sofas und Möbel, bunte Kronleuchter aus alten Flaschen und ein bisschen Bling-Bling: Die Weinhandlung mit der gemütlichen Cafébar ist am Leopoldplatz zu finden. Eröffnet haben Jörg Müller und Olaf Fehrmann ihren trashig-schicken Weinladen vor sieben Jahren, in ihrem Lieblingskiez, dort, wo sie auch wohnen. In zwei Räumen und vor der Tür gibt es Platz zum gemütlichen Sitzen. Auf der Speisekarte tummeln sich Tapas und Flammkuchen, jeder der Weine aus den Regalen kann für ein Korkgeld von 8 Euro gleich vor Ort getrunken werden. Die meisten der Flaschen kosten im Laden unter 10 Euro, auch das ist ein Teil des Konzepts: „Wein muss nicht teuer sein, er soll vor allem schmecken und Spaß machen“, sagt Fehrmann.
Der Zugang zum Genuss soll für die Kunden einfach sein. Sortiert sind die Flaschen deshalb auch nicht nach Regionen, sondern nach Stimmung oder Lebenssituation: „Männerabend“ oder „Brainstorming“, „Liebelei“ oder „Stress im Büro“ ist auf den einzelnen Fächern zu lesen. Das Sortiment zieht sich vor allem durch europäische Weinregionen, viel Südfrankreich sei dabei, sagt Müller: „Eines unserer Lieblingsurlaubsgebiete.“ Fast alle Winzer haben sie bei einem ihrer Urlaube entdeckt oder später besucht.
Gastronomische Erfahrung haben Fehrmann und Müller schon länger, seit Ende der 1990er Jahre betreiben sie das Schraders, eine ebenso bunte Mischung aus Restaurant, Café und Bar, längst eine Institution im Wedding. Seit knapp einem Jahr gibt es auch ihre WG-Bar schräg gegenüber wieder, eine Studentenkneipe, die sie schon mal an einem anderen Ort eröffnet hatten. Auch im Wedding gebe es genug Menschen, die Wert auf Genuss und guten Wein legen, sagt Fehrmann. Schon vor zwanzig Jahren lebten im Kiez viele Studenten, das sei auch heute noch so.
Gemeinsam mit dem jungen Nahewinzer Tobias Rickes und dem Sommelier Frank Deutschmann haben Fehrmann und Müller vergangenes Jahr eine Cuvee aus Riesling, Bacchus und Huxelrebe zusammengestellt, sie lokalpatriotisch „WED DING“ genannt und inzwischen die gesamte Marge von 1.800 Flaschen verkauft. Ein echter Renner sei das gewesen, sagt Müller: „Ich glaube, wir haben nicht mal mehr zu Hause eine volle Flasche“. Als Alternative zum weißen Cuvée preisen die beiden Gastronomen aber den 2016er Rivaner von Rickes an, der mit seinen 24 Jahren als Shootingstar der Winzerszene gilt: „Ideal für sonnige Spätsommerabende und als Aperitif“, sagt Fehrmann. Ein stimmiger leichter Wein, erdbeerrot kitzelt er die Nase, der restsüße Geschmack von hellroten Erd- und Johannisbeeren wird unterstützt von perlender Säure.
Als zweite Empfehlung schenkt Müller einen Rosso Piceno vom Weingut Santa Barbara in den Marken ein, ein typisch italienischer Cuvée aus Montepulciano- und Sangiovesetrauben. „Leicht angekühlt schmeckt er am besten“, sagt Müller. Der DOC-Rotwein des bekannten Winzers Stefano Antonucci liegt dicht und rubinfarben im Glas, duftet und schmeckt intensiv nach roten Früchten, Maraschinokirsche, Pflaume und Brombeere, harmonisch mit leichter Säure und zurückhaltenden Tanninen. Ideal zu gehaltvoller Küche oder auch, um an den letzten milden Abenden vom Italienurlaub zu schwärmen, während man über den Leopoldplatz guckt.
Angebot für taz-Leser: Beim Kauf von 12 Flaschen 2016er Rosé von Tobias Rickes (0,75 l, 7,80 Euro) erhalten Sie eine Flasche gratis dazu (solange der Vorrat reicht)
Spiritus Mundi, Café, Weine & Lebensart: Nazarethkirchstr. 40, 13347 Berlin, Tel. (030) 60 96 27 77, www.spiritusmundi.de
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