in eigener sache
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Die Belegschaften der taz hamburg und der taz bremen sowie etliche GenossInnen werden am heutigen Samstag nach Berlin fahren, um auf der Jahresversammlung der taz-Genossenschaft für die Erhaltung ihrer Lokalteile zu kämpfen. Wie berichtet, planen Vorstand und Geschäftsführung der taz, die Lokalteile zu Gunsten einer vierseitigen Regionalausgabe taz nord für Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Teile Mecklenburg-Vorpommerns aufzugeben. Weil gegenwärtig im Norden jeweils zwei Seiten Hamburg und Bremen kombiniert mit zwei gemeinsamen Nord-Seiten erscheinen, würden weniger RedakteurInnen gebraucht. Rund ein Drittel der Stellen soll abgebaut werden. Komplett geschlossen werden sollen die beiden Verlags- und Anzeigenabteilungen, so dass insgesamt rund zwei Dutzend Mitarbeiter entlassen würden.

Vorstand und Geschäftsführung begründen diese Einschnitte mit der schwindenden Auflage und den zurückgehenden Anzeigenerlösen der Lokalteile. So ist die Hamburger Auflage in den vergangenen zehn Jahren zwar gering, aber stetig gesunken. Das Anzeigengeschäft leidet wie bei anderen Zeitungen unter der schlechten Konjunktur und taz-spezifisch zudem daran, dass es zu Nicht-Wahlkampfzeiten weniger politische Veranstaltungen gibt als früher und dass die Zuwendungen für soziale Einrichtungen und Projekte stark gekürzt worden sind.

Trotzdem halten wir den Umbau zu einer reinen taz nord mindestens für verfrüht: Die jüngste Reform, bei der zwei von vier Lokalseiten in Nord-Seiten verwandelt wurden, ist kaum ein Dreivierteljahr alt und wurde nicht wie versprochen durch ein spezielles Marketing begleitet, die Anzeigenleitung war zwei Jahre lang vakant. Seit der Wiederbesetzung dieser Stelle im Juni hat sie bereits neue Kundengruppen erschlossen.

Zudem birgt der Umbau zu einem reinen Regionalteil große Risiken: Ob es gelingt, für die taz den norddeutschen Anzeigenmarkt zu erschließen, ist offen. Dass einige aus regionaler Perspektive geschriebene Artikel in einer Großstadt wie Hamburg als publizistisches Gegengewicht zum Springer-Konzern ausreichen, erscheint fraglich. Leser, die auf die Spezifika eines Lokalteils Wert legen – kleinteilige, aktuelle Berichterstattung, Service aller Art – könnten sich vernachlässigt fühlen. Es besteht die Gefahr, dass die taz einen Vorteil verspielt, den sie sich in vielen Jahren erarbeitet hat. Wir glauben, dass es für die taz sinnvoller wäre, mit den Lokalteilen Vorhandenes zu stärken, statt sich auf das unwägbare Experiment einer Regionalisierung im Norden einzulassen.

Viele LeserInnen, die uns in den vergangenen Wochen geschrieben haben, bestätigen uns in der Ansicht, dass die taz auf ihre Lokalteile nicht verzichten kann. Die Lokalteile brauchen eine Chance!

Die taz-Betriebsstätten Hamburg und Bremen haben deshalb folgenden gemeinsamen Antrag zur Abstimmung auf der heutigen Genossenschaftsversammlung eingebracht:

„1. Die Generalversammlung der Genossenschaft ist der Ansicht, dass die lokalen Fenster (Lokalseiten) in Hamburg und Bremen offen bleiben sollen und fordert den Vorstand auf, bis zum Ende des ersten Quartals 2006 in diesem Sinne gemeinsam mit den Betriebsstätten eine Lösung zu finden.

2. Die Generalversammlung erwartet, dass die Chefredaktion in diesem Zeitraum ihre Verantwortung für konzeptionelle Änderungen der Zeitung aktiv wahrnimmt und neue Redaktionskonzepte gemeinsam mit den betroffenen Redaktion und Redaktionsleitern vor Beschlüssen entwickelt. Die Generalversammlung erwartet, dass der taz-Verlag die angekündigten Marketing-Maßnahmen im Bereich der taz nord umsetzt.

3a. Die Lokalredaktion Bremen/Betriebsstätte Bremen sollte die Chance haben, den Beweis anzutreten, dass lokale Austauschseiten in der taz nord im Rahmen der im Haushaltsplan 2005 genehmigten Transferhöhe für Bremen machbar sind. Kostensteigernde Eingriffe in die betriebswirtschaftliche Eigenverantwortung der Bremer sollen genauso ausgeschlossen sein wie außerplanmäßige Verlustübernahmen durch die Genossenschaft.

3b. In Bezug auf die Betriebsstätte Hamburg erwartet die Generalversammlung der Genossenschaft, dass dem neuen Anzeigenleiter die Chance gegeben wird, den Beweis dafür anzutreten, dass im Haushaltsplan angesetzte Erlösziele auch ohne Outsourcing der Anzeigenabteilung Hamburg erreichbar sind.“

Wir werden Sie am Montag über das Ergebnis unterrichten. taz