POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Am Donnerstag wird in der K9 (Kinzigstraße 9, 18 Uhr) über „die historisch gewachsene Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen“ gesprochen, denn auch in der Linken werden plötzlich immer mehr die Sexarbeiter*innen angegangen und nicht etwa die schlechten Verhältnisse, in denen sie häufig arbeiten müssen. Die Geschichtswissenschaftlerin Sonja Dolinsek wird mit dem Publikum gemeinsam historische Texte zur Sexarbeit lesen, um an ihnen zu erkunden, wie die Diskriminierung von Sexarbeiter*innen früher stattfand – und heute noch findet.

Etwas später am nämlichen Tag wird im K-Fetisch (Wildenbruchstraße 86, 19.30 Uhr) noch einmal über Rostock-Lichtenhagen gesprochen werden, jenes berühmte Pogrom, das vor genau 25 Jahren stattfand. Hier wird es als antiziganistisches Pogrom untersucht – und als „konformistische Revolte“. Der Titel der Veranstaltung, es ist ein Zitat, lautet: „…und du wirst sehen, die Leute, die hier wohnen, werden aus den Fenstern schauen und Beifall klatschen.“ Es vermittelt sehr gut die Stimmung, die in Kaltland seinerzeit herrschte – und tatsächlich wurde geklatscht, der Beifall war überwältigend. Interessanterweise hatte das Pogrom dann auch ein Nachspiel – das Asylrecht wurde umgehend verschärft. So wurden die Opfer des Angriffs dann gleich auch noch für diesen bestraft.

Der Samstag findet uns am U-Bahnhof Hellersdorf (14 Uhr), an welchem eine Gegendemo gegen den für diesen Tag angekündigten Naziaufmarsch in Marzahn-Hellersdorf stattfinden wird. Seit Längerem markieren Nazis „ihre“ Gebiete, nun wollen sie unter dem Schlachtruf „Deutsche Kieze schaffen“ auch noch das Recht auf Vertreibung für sich in Anspruch nehmen. Also soll ihnen gezeigt werden, dass sie nicht die Besitzer von Hellersdorf sind.

Der Montag schließlich führt in die Möbel Olfe (Reichenberger Straße 177, 18 Uhr), dort gibt es wieder einmal „Solidarität vom Fass“. Es wird für einen guten Zweck gezecht, der Erlös dieses Abends fließt in die Schulpartnerschaft der Freien Schule Kreuzberg mit Schulen und Bildungsprojekten in der südkurdischen Stadt Maxmur. „Spätestens nachdem wir uns die Basisorganisierung und Selbstverwaltung vor Ort selber anschauen konnten, ist die Idee eines selbstbestimmteren Lebens kein bloßer Traum mehr. Es gibt eine reale Alternative zum Kapitalismus und damit auch zum kapitalistischen Bildungssystem. Unser Interesse liegt auf einem Austausch von Erfahrungen mit ebendieser nichtstaatlichen, selbst organisierten Bildung auf Augenhöhe“, so meinen die Veranstalter*innen. Das sollte man saufend unterstützen.