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heute in Bremen„Lidl ist Vorreiter“

UMWELTSCHUTZ Greenpeace demonstriert heute vor einem Lidl-Supermarkt gegen billiges Fleisch

Markus Wichmann

30, studiert in Freiburg Biologie und Geografie und ist Koordinator der Aktion „Antibiotika in Billigfleisch“ bei Greenpeace.

taz: Herr Wichmann, essen Sie Fleisch?

Markus Wichmann: Eigentlich fast gar nicht.

Aus ideologischen Gründen?

Ich habe nie wirklich viel Fleisch gegessen und mag es einfach nicht so gern. Und dann beschäftige ich mich ja auch mit dem Thema …

Würden Sie sagen, Fleischkonsum ist eine private Entscheidung?

Auf jeden Fall. Man sollte nicht dogmatisch herumlaufen und Leuten verbieten, Fleisch zu essen.

Gleichwohl sagen Sie, dass man Fleisch nur beim Bio-Schlachter kaufen sollte.

Ja, es sollte Bio-Fleisch sein beziehungsweise aus regionaler guter Tierhaltung kommen. Fleisch aus Massentierhaltung hat nicht nur eine schlechte Qualität, es bringt auch viele Probleme.

Etwa die ausufernde Antibiotika-Vergabe?

Ja. Aber es gibt zusätzliche Probleme wie die viele Gülle, die irgendwo hin muss. Wir haben ein Riesenproblem mit der Nitratbelastung der Böden. Und über allem schwebt der Klimawandel, zu der die Landwirtschaft beiträgt. In schlechter Tierhaltung stehen Schweine eng zusammen, sind Stress ausgesetzt und dadurch anfälliger für Krankheiten. Das führt zu einem höheren Antibiotika-Einsatz und der zu mehr multiresistenten Keimen. Bei Landwirten kommen die deutlich häufiger vor und aus den Schweineställen gelangen sie in die Umgebung – etwa über den Transport und die Abluft.

Gleichwohl: Nicht jeder kann sich Bio-Fleisch leisten.

Wir sind uns dessen bewusst, dass günstiges Fleisch für viele Leute notwendig ist. Aber egal ob günstig oder biologisch, man muss nicht jeden Tag Fleisch essen und sollte öfter auf vegetarische Alternativen setzen. Früher gab es den Sonntagsbraten, der etwas Besonderes war.

Wieso demonstrieren Sie heute gegen billiges Massenfleisch ausgerechnet bei Lidl?

Eigentlich ist es egal ob Aldi, Lidl oder Penny. Aber wir haben uns Lidl ausgesucht, weil die in 100 Filialen in Dänemark gekennzeichnetes Fleisch verkaufen, bei dem keine Gentechnik und keine Antibiotika eingesetzt werden und wo in der Tierhaltung bei den Schweinen die Schwänze nicht gekappt werden, was in Deutschland viel gemacht wird. Lidl ist in Dänemark Vorreiter.

Und dafür bestrafen Sie den Discounter?

Wir verhaften sie darauf, dass sie es besser machen können. Es fiele Lidl leicht, auch in Deutschland komplett auf Fleisch aus artgerechter Tierhaltung umzustellen. Für die anderen Discounter hoffen wir dann auf einen Domino-Effekt.

Interview jpb

11 Uhr, Lidl, Arster Damm 180

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