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Dezentrale FlüchtlingsunterbringungMischquartiere im Wartestand

Der Bau gemischter Wohnquartiere für Flüchtlinge und Alteingesessene kommt langsamer voran als geplant. Bürgerinitiative kritisiert mangelnde Integration.

In Harvestehude leben in einer Unterkunft an der Sophienterasse bislang nur Flüchtlinge – allerdings in nobler Nachbarschaft Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg taz | Das sogenannte A-Team feierte einmal wieder sich selbst. Als die Fraktionschefs der Regierungsparteien, Andreas Dressel (SPD) und Anjes Tjarks (Grüne), vor wenigen Tagen sieben Hamburger Standorte besuchten, an denen „Flüchtlingsunterkünfte mit der Perspektive Wohnen“ entstehen, bekamen sie zumeist zwar noch wenig zu sehen, waren aber trotzdem zufrieden. „Die Quartiere kommen voran“, lautete die Kernbotschaft der beiden Politiker. Dass das Tempo der Baufortschritte jedoch weit hinter den Vorgaben zurückbleibt, darüber verlor das Duo kein Wort.

Die zwölf neuen Wohnquartiere mit rund 2.300 Wohneinheiten, in den zunächst anerkannte Flüchtlinge untergebracht werden, sollten bereits 2016 fertiggestellt werden. Doch nur an zwei der zwölf Standorte, am Mittleren Landweg in Bergedorf und am Elfsaal in Jenfeld, wird im Spätsommer 2017 schon gewohnt. 2.000 Flüchtlinge leben hier derzeit in insgesamt knapp 1.000 fertiggestellten „Expresswohnungen“.

Sieben weitere Quartiere sind immerhin im Bau, drei aber befinden sich noch in der Bauvorbereitung. Für die Wohnanlage in der Baurstraße in Othmarschen wurde bislang nicht einmal ein Bauantrag eingereicht.

Insgesamt sollen an den 12 Standorten einmal 9.000 Menschen untergebracht werden. Langfristig sollen in den 2.300 Wohnungen Migranten und Alteingesessene in einer guten Durchmischung miteinander wohnen, um die Integration der Flüchtlinge zu erleichtern. Doch das kann dauern. Für neun der zwölf Standorte muss noch ein Bebauungsplan aufgestellt werden, damit eine gemischte Belegung hier möglich wird. Derzeit ist nur die Erstellung von Wohn­unterkünften für Geflüchtete mit vereinfachtem Genehmigungsverfahren möglich.

Gemischte Quartiere

5.600 Flüchtlings-Wohnungen, 800 in jedem Bezirk, wollte der Senat bis 2016 errichten lassen, um die Erstaufnahmen für Flüchtlingte zu entlasten.

Bürgerverträge, die zwischen Senat und Initiative für eine gelungene Integration geschlossenen wurden, sehen hingegen dezentralere Wohnauartiere vor.

Nun sollen 2.300 Wohnungen für zunächst 8.000 Menschen an zwölf Standorten enstehen, in die später auch andere Hamburger einziehen sollen.

„Die Bebauungspläne sind aber überall in Arbeit“, betonte Dressel. Der SPD-Politiker rechnet damit, dass bei dem größten Quartier am Mittleren Landweg und auch am Poppenbüttler Berg, wo gut 100 Wohneinheiten entstehen, schon 2018 auch Nichtgeflüchtete eine Wohnung bekommen können. Vor allem lobt Dressel, man habe „gemeinsam mit der Volksinitiative“, mit der die rot-grüne Regierung vor einem Jahr Bürgerverträge für eine dezentrale Flüchtlingsunterbringung schloss, „diverse Maßnahmen auf den Weg gebracht, die eine gelingende Integration der Geflüchteten ermöglichen“.

Das aber sieht Ini-Sprecher Klaus Schomacker kritisch: Dass der Wohnungsbau schleppend vorangeht, ficht ihn dabei weniger an als das Fehlen einer vernünftigen sozialen Infrastruktur. „Am Mittleren Landweg kann schon vernünftig gewohnt, aber nicht vernünftig gelebt werden“, sagte er. Noch heute kranke das Senatskonzept „an seinen Geburtsfehlern, die durch die Bürgerverträge nicht mehr heilbar“ gewesen seien. Zudem habe der Senat die Entspannung durch zurückgehende Flüchtlingszahlen eben nicht genutzt, „statt der Schaffung von Wohnraum die optimale Integration der Geflüchteten in den Vordergrund zu rücken“.

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